nd-aktuell.de / 20.07.2017 / Politik / Seite 8

Russisch Brot im Dinnerjacket

Neue Spekulationen um angebliche Geheimkontakte Trumps nach Moskau

Elodie Mazein, Washington

Angesichts der schwierigen Beziehungen zu Russland soll künftig der erfahrene Diplomat und Politiker Jon Huntsman die US-Interessen in Moskau vertreten: US-Präsident Donald Trump nominierte den Ex-Gouverneur von Utah am Dienstag (Ortszeit) für den Botschafterposten in Moskau. Das Weiße Haus teilte überdies mit, dass es beim G20-Gipfel in Hamburg ein weiteres, bislang unbekanntes Gespräch zwischen Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin gab.

Huntsman zeichne sich durch eine »außerordentliche Karriere als Politiker, Diplomat und Geschäftsmann« aus, begründete das Weiße Haus die Nominierung des 57-Jährigen für den Botschafterposten. Seine Nominierung muss noch vom US-Senat gebilligt werden. Derzeit leitet Huntsman das außenpolitische Institut Atlantic Council.

Trump steht wegen der Russland-Kontakte seines Wahlkampfteams unter Druck. In der Affäre ermitteln derzeit mehrere Kongressausschüsse sowie die Bundespolizei FBI und der vom Justizministerium eingesetzte Sonderermittler Robert Mueller. Sie gehen dem Verdacht möglicher Absprachen zwischen Trump-Mitarbeitern und der Führung in Moskau während des Präsidentschaftswahlkampfes im vergangenen Jahr nach.

Zuletzt war der Druck auf Trump nochmals gewachsen. Sein Sohn Donald Trump junior gab zu, sich 2016 mit der russischen Anwältin Natalia Weselnizkaja getroffen zu haben - in der Erwartung, belastendes Material über die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zu erhalten.

Vor diesem Hintergrund werden Kontakte der US-Regierung zu Russland kritisch beäugt. Die Mitteilung des Weißen Hauses, dass Trump und Putin beim G20-Gipfel Anfang Juli ein weiteres Gespräch geführt hatten, löste am Dienstag daher Spekulationen aus. Nach einer kurzen gegenseitigen Begrüßung zu Beginn des Gipfels vor anderthalb Wochen sowie einem gut zweistündigen Gespräch hätten die beiden Staatschefs sich beim späteren Abendessen erneut ausgetauscht, hieß es.

Ein Vertreter des Weißen Hauses erklärte, es habe sich lediglich um eine »kurze Unterhaltung am Ende des Abendessens« gehandelt. »Die Andeutung, dass das Weiße Haus versucht hat, ein zweites Treffen zu ›verbergen‹, ist falsch, boshaft und absurd«, erklärte der US-Vertreter. Trump habe mit vielen Teilnehmern des Essens gesprochen. Am Ende sei er zu seiner neben Putin platzierten Frau gegangen und habe bei dieser Gelegenheit kurz mit dem russischen Staatschef gesprochen. Die »New York Times« berichtete hingegen, das Gespräch habe eine Stunde gedauert. Trump kritisierte in Twitter, die »Fake News« ließen sogar ein Abendessen für 20 Staats- und Regierungschefs zwielichtig erscheinen.

Das US-Außenministerium teilte derweil mit, dass seine Nummer drei, Thomas Shannon, und der russische Vizeaußenminister Sergej Riabkow, am Montag »harte« Gespräche zur Beilegung von Streitpunkten geführt hätten. Das dreistündige Treffen sei vom beiderseitigen Willen zur Einigung geprägt gewesen.

Dabei ging es auch um die Einschränkung von Russlands Zugangs zu zwei Geländen in den USA, die der frühere Präsident Obama wegen der russischen Wahlkampfeinmischung verfügt hatte. Auf die Frage, ob es dazu eine Einigung gebe, antwortete Riabkow: »Fast, fast.« AFP