nd-aktuell.de / 25.07.2017 / Brandenburg / Seite 12

Mangel an Fachkräften weitet sich aus

Potsdam. In vielen Brandenburger Betrieben wird die Suche nach qualifiziertem Personal immer mehr zum Lotteriespiel. »Jede dritte offene Fachkräftestelle konnte nicht besetzt werden«, sagte Arbeitsministerin Diana Golze (LINKE) am Montag in Potsdam. Mehr als jedem zweiten Betrieb gelang es nicht, den Bedarf zu decken. Im Westen Deutschlands waren es 42 Prozent der Unternehmen.

Gerade kleinere Firmen suchten händeringend Fachleute (53 Prozent), Großbetriebe hätten es weniger schwer (13 Prozent), ergab das jährliche Betriebspanel. Dafür wurden von Juli bis Oktober 2016 insgesamt 1015 Betriebe zur wirtschaftlichen Lage und Beschäftigung von der TNS Infratest Sozialforschung befragt. Die Daten wertete das Institut für ökonomische Strukturanalysen aus.

Nach Angaben von Golze sind vor allem das Baugewerbe und der Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen wie Wohnungswesen oder Rechts- und Steuerberatungen betroffen. »Wir brauchen mehr Ausbildung, um den Bedarf zu decken«, sagte sie. Mittlerweile hätten 54 Prozent der Firmen dafür eine Berechtigung, tatsächlich bildeten 41 Prozent aus. Damit liege Brandenburg unter dem ostdeutschen Durchschnitt (46 Prozent).

Golze appellierte an die Firmen, aktiv zu werden, Nachwuchs auszubilden oder in die Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren. Im Vorjahr seien 70 Prozent der Auszubildenden übernommen worden.

Der Rückgang der Tarifbindung konnte nach Angaben der Ministerin mittlerweile gestoppt werden. Die Hälfte aller Beschäftigten erhalten derzeit im Land Tariflohn, in Westdeutschland sind es 58 Prozent.

Brandenburg braucht nach Ansicht von Arbeitsministerin Golze noch 30 Jahre, um das Westniveau beim Bruttodurchschnittslohn zu erreichen. 2016 habe der durchschnittliche Verdienst im Monat bei 2600 Euro und damit bei 81 Prozent des Westniveaus gelegen, sagte sie. »Wir schließen langsam auf, aber wenn das Tempo so weiter geht, brauchen wir 30 Jahre, bis wir ausgeglichen haben«, sagte sie. In Westdeutschland seien durchschnittlich 3230 Euro und im Osten 2640 Euro gezahlt worden. dpa/nd