nd-aktuell.de / 26.07.2017 / Das APO-Lexikon / Seite 18

Antira

Lexikon der Bewegungssprache

fwe

Gegen Rassismus sind doch irgendwie alle. Ist Antirassismus dann überhaupt ein spezifisch linkes Thema? Oder besteht der Unterschied lediglich darin, dass es unter Linken liebevoll »Antira« abgekürzt wird, wie Antifa oder Antimil? Die meisten Leute verstehen unter Rassismus nur die individuelle Diskriminierung von Ausländern: Ein Nazi pöbelt gegen Asylbewerber, am Dorfstammtisch wird über die angeblich kriminellen Polen hergezogen. Linkes, antirassistisches Engagement richtet sich aber auch gegen staatlichen Rassismus, den die Mehrheitsgesellschaft für nicht-existent hält, oder, um genau zu sein, nicht als solchen erkennt. Dazu zählen Abschiebungen, die Unterbringung von Flüchtlingen in Massenunterkünften, die so genannte Residenzpflicht, das Einsperren in Abschiebeknästen, und, und, und. Alles nur, weil die Leute keinen deutschen Pass besitzen. Damit stellt sich die Frage, ob nicht Nationalismus der bessere Begriff wäre, um die Diskriminierung zu beschreiben - und man folglich von »Antina« sprechen müsste. Zumal der Begriff Rassismus den Eindruck erwecken kann, dass es menschliche »Rassen« gäbe. Allerdings richtet sich Rassismus nicht nur gegen Ausländer, sondern beispielsweise auch gegen schwarze Deutsche, wenn sie alleine auf Grund ihres Aussehens von der Polizei kontrolliert werden. Offiziell gibt es diese rassistische Polizeikontrollen übrigens gar nicht. Eigentlich ist das deutsche Grundgesetz sehr klar: »Niemand darf wegen (...) seiner Heimat und Herkunft, (...) benachteiligt oder bevorzugt werden.« Mit jeder Abschiebung wird gegen dieses Grundrecht verstoßen. Leider erkennen das nur die wenigsten. fwe