nd-aktuell.de / 26.07.2017 / Politik

Bundesregierung gegen Verbrenner-Verbot

London will Diesel- und Benzinautos bis 2040 verbieten / Aus auch für Hybrid-Autos / Frankreich und Norwegen hatten schon vorgelegt

Update 12.45: Bundesregierung gegen Verbrenner-Verbot

Die Bundesregierung will keinen angeordneten Ausstieg aus Dieselautos und Benzinern, wie ihn Großbritannien für die Zeit nach 2040 angekündigt hat. »Ein Verbot von Diesel-Fahrzeugen oder Benzinern steht derzeit nicht auf der Agenda der Bundesregierung«, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe häufig davor gewarnt, den Diesel zu verteufeln, da er wegen seines geringeren CO2-Ausstoßes klimafreundlicher sei als Benzinmotoren. »Selbstverständlich« suche die Bundesregierung nach Alternativen, weswegen sie alternative Antriebe wie die Elektromobilität fördere. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums kritisierte eine Festlegung als »relativ fantasielos«, weil sie zum Beispiel Erkenntnisse der Forschung außer Acht lasse. Das Klima habe nichts davon, wenn Autos mit Strom unterwegs seien, der zum Beispiel mit Braunkohle produziert werde.

Update 9 Uhr: CDU und Linkspartei wollen Ausstiegsdatum

Auch in der Bundesrepublik gewinnt die Debatte über einen konkreten Ausstiegstermin aus der Verbrennungstechnologie an Fahrt. Man müsse diesen Abschied »kurzfristig einleiten«, sagte der CDU-Verkehrspolitiker Oliver Wittke im Deutschlandfunk. Es sei nicht hinnehmbar, dass Großbritannien den Taktgeber spiele, während das Autoland Bundesrepublik hinterherschleiche. Deutschland müsse nach Möglichkeit in Absprache mit europäischen Partnern nun eine verbindliche Absprache treffen, wobei der richtige Zeitpunkt für einen Ausstieg noch zu klären sei. Der Verkehrsexperte der Linkspartei, Herbert Behrens, sagte in der ARD, es müsse nun klare zeitliche Entscheidungen für eine Abkehr von fossilen Energieträgen im Verkehrssektor geben.

London will Diesel- und Benzinautos bis 2040 verbieten

Berlin. Die Wende in der Mobilität rückt Schritt für Schritt näher: Nun plant Großbritannien ein Verkaufsverbot von Diesel- und Benzinautos bis zum Jahr 2040. Das berichten britische Zeitungen am Mittwoch übereinstimmend unter Berufung auf die britische Regierung. Eine offizielle Bestätigung der Behörden sollte im Verlauf des Tages folgen. Der »Times« zufolge sollen unter das Verbot auch Hybrid-Autos fallen, die neben einem Elektro- mit einem Benzin- oder Dieselmotor ausgestattet sind. Zur Verbesserung der Luftqualität seien dann nur noch Elektroautos auf britischen Straßen erlaubt.

Das Verbot folgt knapp drei Wochen nach der Bekanntgabe Frankreichs, für den Klimaschutz den Verkauf von Verbrennungsmotoren bis 2040 einzustellen. Norwegen hat sich sogar vorgenommen, dass ab 2025 alle Neufahrzeuge emissionsfrei sein sollen.

Frankreich will bis spätestens 2040 den Verkauf von Diesel- und Benzinautos verbieten. Das sei eine »wahrhaftige Revolution«, sagte Umweltminister Nicolas Hulot. Die Maßnahme ist Teil eines »Klimaplans«, mit dem Frankreich den Ausstoß von Treibhausgasen senken will. Das Aus für Verbrennungsmotoren spätestens im Jahr 2040 sei für die Automobilhersteller eine große Herausforderungen, sagte Hulot. Die Bedingungen für ein Gelingen seien aber erfüllt - gerade französische Autobauer hätten Lösungen »in ihren Schubladen«. In vielen Bereichen blieben Hulots Ankündigungen aber vage und wurden von Umweltschutzorganisationen mit Skepsis aufgenommen.

Auch Volvo-Chef Hakan Samuelsson sieht wirtschaftlich keinen Sinn darin, Dieselmotoren weiterzuentwickeln. »Technisch kann man die Sauberkeit von Dieselmotoren sicher noch verbessern, aber das ist sehr kompliziert und mit hohen Kosten verbunden. Dieselautos werden teurer und teurer«, sagte er der »Zeit«. Volvo will ab 2019 neue Modelle nur noch mit Hybrid- oder Elektroantrieben ausstatten. Den Anfang machen fünf rein elektrische Fahrzeuge, drei unter der Marke Volvo und zwei unter der neuen Konzernmarke Polestar. Volvo gehört seit 2010 dem chinesischen Autobauer Geely. Agenturen/nd