nd-aktuell.de / 31.07.2017 / Brandenburg / Seite 12

Gülle und Mist für die Steckdose

Burkhard Fraune

Sie ist braun, blubbert, stinkt - und bringt gutes Geld. Michael Hauser späht durch ein Bullauge auf Gülle und Mist in seiner Biogasanlage. Fünf Meter hoch steht der übelriechende Cocktail und gärt. 1100 Schweine und 250 Rinder hält der Biobauer in Lanke (Barnim), doch jeden fünften Euro verdient der Schwabe mit ihren Hinterlassenschaften. Daraus wird Biogas, mit dem er auf seinem Hof Strom für 200 Haushalte erzeugt.

Acht Prozent des deutschen Ökostroms kommen aus Biogas. »Meiner Meinung nach gehört hinter jeden größeren Viehstall so eine Biogasanlage«, sagt der Landwirt Hauser. Elektrische Energie aus Gülle, Treibstoff aus Müll und Wärme aus überschüssigem Strom als Ersatz für Kohle und Erdgas.

Doch gerade beim Biogas hat der Bund den Ausbau der Erneuerbaren Energien zuletzt gedrosselt. Es gilt als relativ teuer, und in den meisten Anlagen wird Mais vergoren. Doch Mais ist auch Nahrung, und seine Monokulturen bedrohen die Artenvielfalt.

»Wir haben nahezu eine Vollbremsung hingelegt«, sagt Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas. Künftig müssen sich Betreiber in Ausschreibungen behaupten, um gefördert zu werden. Es sei ein Umbruch. »Ohne eine Kombination aus verschiedenen Erlösquellen werden es die Biogasbetriebe schwer haben.« Um ihre Anlagen rentabel zu halten, nutzten immer mehr Betriebe auch Wärme oder lieferten Biogas als Kraftstoff. Wie das funktioniert, zeigt die Berliner Müllabfuhr. Mit aus Abfall aus Biotonnen gewonnenem Gas betankt die Stadtreinigung 150 Müllwagen.

Wie ein Wäschetrockner summt derweil auf dem Bio-Gut in Lanke die Biogasanlage. Ein Luftgebläse sorgt dafür, dass die dunkelgrüne Gummikuppel der Anlage gewölbt bleibt. Bauer Hauser hat den Hof vor zehn Jahren von den Berliner Stadtgütern übernommen und auf Öko-Landbau umgestellt. Die Gasanlage ist darauf abgestimmt: Es kommt nur rein, was auf dem Hof anfällt. Neun Tonnen Kuh- und Schweinemist kippt er täglich in einen gewaltigen Trichter. Knapp drei Monate vergärt der Dung bei 40 Grad in dem großen Betonbottich. Das Gas treibt einen Lkw-Motor an, der den Strom erzeugt. Die Abwärme des Motors will er künftig nutzen, um Getreide zu trocknen und sein Wohnhaus zu heizen. Damit könnte der Bauer noch mehr Energieausgaben reduzieren. dpa