nd-aktuell.de / 09.08.2017 / Ratgeber / Seite 21

Ideal für Mücken und schlecht für Wespen

Fragen & Antworten zum Sommer 2017

Der Hintergrund: Je mehr der Regensommer für Überschwemmungsgebiete und stehende Pfützen sorgt, desto besser können Mückenweibchen ihre Eier ablegen. Wespen mögen es dagegen lieber trocken, bringt Doreen Walther, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im brandenburgischen Müncheberg, die Situation auf einen kurzen Nenner.

Wo sind wir draußen sicher vor Mücken?

Nirgendwo. Es gibt zurzeit keinen Bereich, in dem es nicht surrt. An Flüssen, Bächen, Seen und Tümpeln lauern Überflutungsmücken. Im Wald sind es Waldmücken, die besonders groß werden und auf Spaziergänger mit Hund sowie Wanderer fliegen. In der Stadt sind es Hausmücken, die sich in gefüllten Regentonnen und anderen Gefäßen vermehren. Sie schwärmen besonders gern in der Dämmerung aus. Hausmücken sind flexibel, sie surren auch über Feldern.

Die Brutzeit der Mücken hat sich im warmen Regensommer bereits von vier auf zwei Wochen verkürzt - geht es jetzt noch schneller?

Nein, zwei Wochen sind wirklich das Minimum. Aber Mücken schaffen so bei guten klimatischen Bedingungen bis zu acht Generationen im Jahr, ihre Zahl potenziert sich damit.

Ist man im Hochhaus vor Mücken sicherer?

Das kommt auf die Höhe an. Bis zu 15 Meter hoch fliegen sie locker. Viel höher aber nicht, dann macht ihnen der Wind zu schaffen.

Was sollte jeder über Mücken wissen?

Es gibt 28 Mückenfamilien in Deutschland. Davon stechen allerdings nur drei zu: Stechmücken, Kriebelmücken und Gnitzen. Es piksen jeweils nur die Weibchen, weil sie Proteine aus dem Blut für ihre Eibildung benötigen. Stiche jucken, weil Mücken mit Stoffen aus ihrem Speichel unter anderem die Blutgerinnung verhindern. Darauf regiert das menschliche Immunsystem. Je exotischer die Mückenart in Deutschland ist, desto heftiger. Krankheiten haben Mücken in Deutschland bisher aber nicht übertragen. Mücken leben in der Regel nur wenige Wochen. Sie haben eine wichtige Funktion im Ökosystem und sind zum Beispiel Futter für Spinnen, Fische, Amphibien, Libellen, Fledermäuse und Vögel.

Wie sieht es bei den Wespen aus?

Wegen des vielen Regens gibt es in diesem Sommer vergleichsweise wenig Wespen. Wespen mögen es am liebsten trocken, warm und heiß. Große Niederschläge mögen sie nicht. Bei feucht-warmem Wetter gibt es Schimmelpilze an ihren Nestern, zudem finden sie weniger Nahrung. Gänzlich Entwarnung gibt es aber noch nicht. Doch wenn es in der kommenden Zeit dauerhaft warm und trocken ist, kann man vermehrt auch Wespen beobachten.

Gibt es noch mehr Faktoren, die anderen Insekten zu schaffen machen?

Noch im Frühjahr sind die Wespenvölker enorm gewachsen. Doch der Einsatz von Pestiziden in Landwirtschaft und Garten sowie das Insektensterben machen auch den Wespen das Leben schwer. Insgesamt sind viele Insektenarten in Deutschland stark zurückgegangen. Zu den Gründen zählen nicht nur die verwendeten Spritzmittel, sondern etwa auch zunehmend fehlende Ackerrandstreifen und weniger insektenfreundliche Pflanzen in Gärten. dpa/nd