nd-aktuell.de / 09.08.2017 / Sport / Seite 19

Fußball: Iran fordert Anti-Israel-Klausel

Iranische Spieler sollen auch mit ihren Klubs nicht gegen israelische Teams spielen dürfen

Maria Jordan

Das iranische Außenministerium fordert von im Ausland spielenden Fußballern eine vertragliche Versicherung, nicht gegen israelische Mannschaften anzutreten. So soll das Verbot schon im Vorfeld in den Verträgen verankert werden. Das berichtet die iranische Nachrichtenagentur IRNA, nachdem zwei Spieler der iranischen Nationalmannschaft gegen einen israelischen Klub auf den Platz gingen. Der Boykott von israelischen Sportlern durch Iran ist dadurch wieder zum Gesprächsthema in der Sportwelt geworden.

Masoud Shojaei und Ehsan Hajsafi hatten wegen der Anti-Israel-Einstellung ihres Heimatlandes auf das Hinspiel der Europa-League-Qualifikation in Tel Aviv verzichtet. Im Rückspiel gegen Maccabi im Heimstation vorige Woche traten beide für ihren Verein Panionios an. Die iranische Regierung reagiert darauf mit Drohgebärden, der Vorfall ist inzwischen zu einem Politikum geworden.

In Iran ist üblich, dass Sportler nicht gegen israelische Athleten oder Mannschaften antreten. Dieses Tabu führte dabei in der Vergangenheit zu obskuren Situationen, so zum Beispiel, als sich bei den Olympischen Spielen 2004 der damalige Judo-Weltmeister Arash Miresmaeili zwei Kilo Gewicht anfutterte, um nicht gegen den Israeli Ehud Vaks kämpfen zu müssen. Hätte sich Miresmaeili aus politischen Gründen geweigert, wäre er vom IOC sanktioniert worden. Die heimische Regierung belohnt die Boykottierenden anschließend mit öffentlicher Anerkennung und großzügigen finanziellen Zuwendungen.

Den Tabubrechern jedoch drohen harte Konsequenzen. Die Fußballer Shojaei und Hajsafi müssen nun nicht nur eine Spielsperre, sondern sogar den Ausschluss aus der iranischen Nationalmannschaft fürchten. Dann wären die beiden Spieler auch für die WM nächstes Jahr in Russland gesperrt. »Shojaei und Hajsafi werden mit großer Wahrscheinlichkeit von der Nationalmannschaft ausgeschlossen«, sagte Mohamed Dschawad Ababaf, Generaldirektor im Sportministerium, am Freitag dem Nachrichtenportal »Mizan«. Iran könne das Verhalten der Fußballer nicht hinnehmen und werde »den Vorschriften nach« auch reagieren. Der Iranische Fußballverband (FFI) verfolgt eine ähnliche Politik, hält sich mit verbindlichen Aussagen zur Bestrafung der beiden Spieler aber noch zurück: »Wir verurteilen ihre Teilnahme, aber eine Entscheidung wird erst nach weiteren Untersuchungen und Gesprächen mit den beiden Spielern fallen«, heißt es in einer Pressemitteilung.

In den sozialen Netzwerken wird der Vorfall indes heftig diskutiert. Einige iranische Hardliner bezeichnen die Fußballer bei Twitter als »Schande« - und Schlimmeres. Viel mehr Zustimmung bekommen in den sozialen Netzwerken jedoch Solidaritätsbekundungen von anderen Fußballern. »Ihr habt nur euren Job im Verein gemacht und wichtig ist nur die öffentliche Meinung über euch«, schrieb Ali Karimi, der selbst für das iranische Nationalteam gespielt hat, auf Instagram und erhält dafür 100 000 Likes von den Anhängern. Der Nationalstürmer Karim Ansarifar schrieb: »Jungs, wir stehen hinter euch.«

Fans haben auf Twitter inzwischen eine Solidaritätskampagne für Shojaei und Hajsafi unter dem Hashtag »Fußball ist nicht politisch« gestartet. »Wieso wurde das Talent vieler Athleten für dieses Tabu verschwendet? Es zu brechen ist ein großer Fortschritt«, twitterte ein Fan. Und von denen haben Shojaei und Hajsafi viele, denn sie sind Schlüsselspieler des iranischen Nationalteam und dazu abwechselnd Kapitän und Co-Kapitän der Mannschaft. Eine Sperre der beiden Spieler, die sich auch auf die Weltmeisterschaft 2018 auswirken würde, könnte Beobachtern zufolge zu massiven Proteste in Iran führen. Noch unklar ist, wie der Fußball-Weltverband auf das Politikum reagieren wird. Ein Ausschluss Irans von der WM wäre dabei jedoch durchaus denkbar, denn auch die FIFA hat eine Klausel, die nicht gestattet, dass Staaten politisch in das Verbandsgeschehen eingreifen. mit dpa