nd-aktuell.de / 11.08.2017 / Politik / Seite 13

»Wir klingeln nicht bei Dunkelheit«

Nordrhein-Westfalen: Wie sich SPD und CDU auf den Haustürwahlkampf vorbereiten

Düsseldorf. Bundestagswahlkampf heißt Klinken putzen. Was man dabei dabei alles falsch machen kann, hat jetzt die nordrhein-westfälische SPD ihren Aktivisten in ein paar launigen Regeln mit auf den Weg gegeben: »13 Dinge, auf die du im Haustürwahlkampf achten solltest«, zu finden auf der Webseite der NRW-SPD.

Da wäre zum Beispiel das Stichwort Uhrzeit: »Wir klingeln nicht bei Dunkelheit.« Unter der Woche sollte kein Wahlkämpfer nach 20 Uhr noch Leute belästigen - am Wochenende nicht nach 18 Uhr. Erfahrene wissen: »In Stadtvierteln mit vielen Seniorinnen und Senioren bieten sich Morgentermine an Werktagen an.«

Und wie weit sollte man gehen? Auf der SPD-Webseite liest man: »Es heißt Haustür-Wahlkampf. Betrete nicht die Wohnungen fremder Leute.«

Auch sollte man schauen, »wo es sich lohnt«, meinen die Tippgeber: »Informiere Dich über das Wohngebiet, das Du besuchst. Nicht überall ist das SPD-Potenzial gleich hoch.« Für SPD-Landeschef Michael Groschek ist Letzteres in seinem derzeitigen Haustürwahlkampf aber eher eine Herausforderung, wie er der dpa versichert. »In Köln liegt die Wahlbeteiligung im einen Stadtteil bei 30 und im anderen bei 80 Prozent.« Diese Kluft sei für die Demokratie fatal. »Damit finden wir uns nicht ab. Natürlich werden wir uns verstärkt dort blicken lassen, wo die SPD zuletzt Stimmen verloren hat.«

Ganz wichtig: »Bummel nicht rum! Halt jeweils das Gespräch am Laufen - dialogorientiert, aber kurz. Es sollte pro Wohnung nicht viel länger als drei Minuten dauern.« Bei allem aber »locker bleiben«. Und: »Fall nicht gleich mit der Tür ins Haus oder rede verquast über komplexe Inhalte.«

Stichwort Blah, Blah: »Verhadder Dich nicht! Sei kein Erklärbär. Du kannst politische Themen nicht in drei Minuten ausdiskutieren. Lamentiere nicht rum oder sei rechthaberisch.« Groschek mahnt: »Es geht ums Zuhören und nicht ums Zureden.«

Schließlich: »Geh weiter: Manche haben fertig. Einige sagen direkt, dass sie nicht mit Dir sprechen wollen. Akzeptiere es.«

Während es die NRW-SPD also mit Tipps versucht, bereitet die dortige CDU ihre Wahlkämpfer sogar mit einer digitalen »Übungstür« und einer speziellen App vor. Am Computer könne an verschiedene Türen geklopft werden, erläuterte eine Sprecherin der Partei. »Dahinter sind drei verschiedene Typen: der Wutbürger, der Unentschlossene oder der CDU-Affine.«

Bei den diesjährigen Landtagswahlen in NRW, Schleswig-Holstein und im Saarland, erklärte die CDU-Sprecherin, hätten CDU-Wahlkämpfer insgesamt fast an eine Viertelmillion richtige Türen geklopft. »Etwa jede zweite Tür wird geöffnet«, berichtete die Sprecherin. Die meisten Rückmeldungen seien positiv.

Eine parteiinterne Auswertung des Engagements in den Vierteln habe ergeben: »Die Wahrscheinlichkeit, dass die Leute überhaupt wählen gehen, steigt beim Hautürwahlkampf um 20 Prozent. Die Zahl der Stimmen für die Partei kann dadurch um bis zu fünf Prozent steigen.« dpa/nd