nd-aktuell.de / 12.08.2017 / Kommentare / Seite 2

Deutschland, Sicherheit, Arbeit

Thomas Blum über Nullsprache und die Invasion der Grinseköpfe

Sie sind wieder da. Überall. Ein Entkommen gibt es nicht. An jedem Laternenmast hängen drei, vier von ihnen herum. Nein, hier ist ausnahmsweise nicht von Obdachlosen und Immobilienmaklern in Berlin die Rede, sondern von Wahlplakaten. Jedes einzelne von ihnen kann als ästhetischer Anschlag auf den Betrachter gelten. Auf jedem kann man sehen, womit Werbeagenturen heute im Schlaf Geld verdienen: mit gefotoshoppten Grinseköpfen und der handelsüblichen Null- und Nichtigsprache. Als hätte man mit der Brechstange potenzierte Langeweile erzeugen wollen. Der Job für die CDU ist wie immer der leichteste gewesen: Deutschland, Sicherheit, Ordnung, Arbeit, Polizeistaat. Schön mit Deutschlandfahne oder Bildhintergrund in den deutschen Farben: Schwarz-Rot-Gold. Zack, fertig!

Schließlich sollen von der Mischung aus Volkstümelei und sanfter Faschisierung all jene angesprochen werden, die traditionell nicht die Hellsten sind, von der BWL-Studentin bis zum verkappten Altnazi. Die SPD hält aber locker mit: ein großes Bild vom Schulzkopf, die Signalworte hat man von den CDU-Wahlplakaten der 90er Jahre geklaut: gemeinsam, Familie, Leistung, Rente, Zukunft. Die Botschaft lautet: Wir sind die SPD, die ödeste aller Parteien / Wir sind genau wie die CDU, auch optisch / Inhalte sind uns egal, wir machen alles mit / Wir haben Tradition seit 1914.

Über die Wahl wird viel gesprochen - das allein ändert noch nicht die Verhältnisse. Wir schlagen im Wahlkampf eine Schneise in die Schwafelei. Lesen Sie mit auf unserer Spezialseite zur Bundestagswahl 2017[1]

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