nd-aktuell.de / 15.08.2017 / Sport / Seite 19

Keine Zeit für zu viel Lob

Cottbus trauert nur kurz über das Pokal-Aus. Das Ziel heißt Aufstieg

Florian Lütticke, Cottbus

Für die ersehnte Rückkehr in den Profifußball setzt Claus-Dieter Wollitz bei Energie Cottbus auf eine Jetzt-Erst-Recht-Mentalität. Nach der ersten Enttäuschung über das 3:4 im Elfmeterschießen der ersten DFB-Pokalrunde gegen den VfB Stuttgart richtete der Trainer des Viertligisten den Blick auf das Ziel Aufstieg.

Für die Lausitzer steht allerdings anstelle eines Stimmungs-Highlights wie gegen Stuttgart nun in der Regionalliga Nordost erst einmal wieder die Reise zum vogtländischen VfB Auerbach an. Und deshalb schob Wollitz alle Lobpreisungen der Stuttgarter möglichst schnell beiseite. »Mit Komplimenten kann ich nichts anfangen, morgen ist der Alltag. Diese Spielart kannst du in unserer Liga leider nicht spielen.«

So versuchten die Cottbuser nicht etwa, die Stuttgarter niederzukämpfen, sondern setzten den verunsicherten Gegner selbst mit spielerischen Lösungen unter Druck. So hätten sich die Schwaben in der Verlängerung über einen Sieg des Außenseiters nicht beklagen dürfen. »Man muss Cottbus ein riesen Kompliment machen«, lobte VfB-Stürmer Simon Terodde und sprach von einem glücklichen Sieg. »Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, hier zu spielen. Volle Hütte, sehr, sehr guter Gegner.«

Und genau diese Kulisse macht den Cottbusern Lust auf mehr. Nach dem Absturz in den Amateurbereich vor einem Jahr soll die Viertklassigkeit für den ehemaligen Bundesligaklub nur eine kurze Randnotiz bleiben. »Wir können stolz auf uns sein, was hier heute gemeinsam mit dem Publikum abgelaufen ist«, sagte Torwart Alexander Meyer. »Die Lausitz lebt, Cottbus lebt und alle träumen wieder vom Profifußball.«

Doch zunächst einmal muss der Verein den schweren Gang durch die Regionalliga schaffen - selbst als Sieger der Nordost-Staffel stünde für Energie wieder ein pokalähnlicher Showdown in der Relegation an. »Das muss man sich vorstellen: Du wirst Erster und kriegst nicht die menschliche Anerkennung, die du als Erster eigentlich verdient hättest«, wiederholte Wollitz seine schon vor dem Spiel geäußerte Klage in Richtung des DFB. »Wie man solche Entscheidungen treffen kann im Fußball - das hat mit den Werten in der Bundesrepublik Deutschland nichts zu tun.« dpa/nd