nd-aktuell.de / 16.08.2017 / Politik / Seite 4

Gegen Trump

Personalie

Olaf Standke

Kenneth Frazier ist nicht der erste. Schon zuvor hatten sich u.a. Elon Musk und Robert Iger, die Chefs des Elektroautoherstellers Tesla und des Medienkonzerns Disney, aus Donald Trumps Beratergremien verabschiedet, als sie auf den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen reagierten. Seinen Rückzug aus dem anlässlich der Initiative »Jobs im produzierenden Gewerbe« gegründeten präsidialen Beirat erklärte der Chef des Pharmakonzerns Merck & Co. jetzt so: »Amerikas Führer müssen zu unseren fundamentalen Werte stehen, indem sie Hass, Fanatismus und ein Überlegenheitsdenken bestimmter Gruppen klar zurückweisen. Denn all das widerspricht dem amerikanischen Ideal, dass alle Menschen gleich sind.«

Anlass war die seiner Meinung nach völlig unzureichende Reaktion Trumps auf die tödliche Gewalt weißer Rassisten in Charlottesville. Frazier ist Afroamerikaner. Der 62-Jährige verkörpert gleichsam den »amerikanischen Traum«. In einem heruntergekommenen Viertel Philadelphias als Sohn eines Hausmeisters ohne Mutter aufgewachsen, studierte er gegen alle Widrigkeiten Jura in Harvard und wurde später Partner in einer Anwaltskanzlei seiner Heimatstadt. Seit 1992 macht der Jurist Karriere bei Merck & Co, bis hin zum Vorstandschef und Chairman 19 Jahre später.

Trump konterte jetzt umgehend gallig, da habe der Manager ja nun mehr Zeit, die Wucherpreise für Medikamente zu senken. Mit einem Umsatz von 40 Milliarden und einem Börsenwert von 172 Milliarden Dollar gehört Merck & Co., ursprünglich die 1917 weltkriegskonfiszierte US-Tochter des gleichnamigen Darmstädter Familienunternehmens, zu den weltweit größten Pharmafirmen. Dafür muss man gnadenlos profitabel sein. So zeigte Frazier, damals noch Konzernanwalt, auch wenig Empathie mit Betroffenen, als 2005 vor Gericht heftig um Schadensansprüche im Skandal um das Schmerzmittel Vioxx gestritten wurde. Doch habe gerade er sich zuletzt in der Debatte um zu hohe Medikamentenpreise glaubwürdig als jemand profiliert, der das Problem anerkennt, so Beobachter in den USA.