nd-aktuell.de / 18.08.2017 / Politik / Seite 1

Safari durch Plakatistan

Wie ziehen die Parteien in den Wahlkampf - und seit wann ist der so langweilig?

Berlin. Wer interessiert sich in Deutschland eigentlich noch für Wahlplakate? Außer vielleicht Werbeleuten, die einen professionellen Blick auf sie haben? Dennoch geben die Parteien dieses Jahr wieder sehr viel Geld aus - zwischen 24 Millionen bei der SPD bis hin zu 3,5 Millionen bei der rechten AfD reichen die Wahlkampfbudgets, aus denen auch die Plakate finanziert werden.

Durchschnittsbürgern dienen die bunten Bilder mit den ausgeklügelten Botschaften eher als Thema für launige Gespräche denn als Mittel politischer Meinungsbildung. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) lehnt sich insofern nicht weit aus dem Fenster, wenn sein Präsident Adolf Bauer in der Neuen Osnabrücker Zeitung über einen »inhaltsleeren Schlafwahlkampf« klagt.

Ist das ein Wunder, wenn die nach der Wahl mutmaßlich wieder größte Partei mit einem Hauptslogan wie »Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben« antritt? Wenn die großen Parteien sich sogar immer wieder vorwerfen, Slogans abgekupfert zu haben? Hinsichtlich der Bundestagswahl im September ist es zu solchem Streit zwar noch nicht gekommen. Im laufenden Jahr allerdings schon: Vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai gab es den Vorwurf, der Slogan des am Ende siegreichen CDU-Bewerbers Armin Laschet - »Zuhören. Entscheiden. Handeln« - sei schon von Gerhard Schröder geprägt worden, der von 1990 bis 1998 in Hannover regierte.

Eine Safari durch Plakatistan begibt sollte also nicht mit überzogenen Erwartungen beginnen. Tröstlich ist dabei vielleicht das Wissen darum, dass der Wählerfang anderswo zwar anders verläuft, aber auch nicht unbedingt angenehmer ist: nicht minder inhaltsleer, aber dafür extrem giftig. In diesem Sinne: Es lebe die Langeweile! vs Seiten 2 und 3