Geldanlage: Steueroptimierte Rentenfonds trotzen halbierten Sparerfreibeträgen

Das waren noch Zeiten: »Für 80 Prozent aller Bundesbürger bleiben die Einkünfte aus Kapitalvermögen künftig steuerfrei«, berichtete der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel stolz, als er Ende 1991 in Bonn seine Pläne für eine neue Zinsabschlagsteuer vorstellte. Im Rahmen dieser Gesetzesänderung ließ Waigel nämlich die bisher geltenden Freibeträge auf 6000 Mark (Verheiratete: 12 000 Mark) verzehnfachen. Bereits Waigels Nachfolger Hans Eichel halbierte die Sätze jedoch Anfang 2000 wieder, Anfang 2004 sanken sie nochmals, und seit Januar 2007 bleiben pro Jahr - inklusive Werbungskostenpauschale - nur noch Zinseinkünfte in Höhe von 801 Euro beziehungsweise 1602 Euro steuerfrei. Werden mit vier Prozent verzinste Bundeswertpapiere zugrunde gelegt, fallen für ledige Anleger künftig alle über den Betrag von 20 000 Euro hinausgehenden Ersparnisse unter die Steuerpflicht. Vor diesem Hintergrund gewinnen steueroptimierte Rentenfonds weiter an Bedeutung, so die Information der Ing-DiBa. Deren Manager versuchen, einen möglichst hohen Anteil des Wertzuwachses mit steuerfreien Erträgen zu erzielen. So investieren sie unter anderem in Anleihen mit niedrigem Zinskupon, die unter ihrem Nominalwert notieren und folglich bis zur Tilgung einen Kursgewinn erwarten lassen. Häufig im Portfolio vertreten sind auch Wandelanleihen oder Genussscheine. Bei Letzteren handelt es sich wie bei Wandelanleihen um eine Art Zwitter zwischen Aktien und festverzinslichen Wertpapieren.
Im Gegensatz zur Aktie verbriefen Genussscheine keine Mitverwaltungsrechte am Unternehmen. Meist sind sie mit einer gewinnabhängigen Ausschüttung ausgestattet, manchmal gibt es aber auch einen festen Zins. Steuerlich sind Genussscheine vor allem deshalb reizvoll, weil es bei ihnen keine Stückzinsen gibt. Die Zinsen fließen quasi automatisch in den Kurs ein, was beim Verkauf durch den Fondsmanager zu steuerfreien Kursgewinnen führt. Nicht wenige Manager von steueroptimierten Fonds reichen ihr Portfolio auch mit Fremdwährungsanleihen an, die auf japanische Yen lauten. Hintergrund: In Japan liegt das Renditeniveau deutlich niedriger als in Europa, so dass die steuerpflichtigen Erträge minimal ausfallen. Die Zinsunterschiede wiederum lassen sich durch Währungstermingeschäfte ausgleichen. Ein Fondskäufer erzielt also unter dem Strich - ohne dass er einen Währungsverlust fürchten müsste - nahezu die gleiche Rendite wie bei einer Euro-Anleihe.
Mit der oben skizzierten Anlagepolitik schafften es in den vergangenen Jahren einige Fonds, den steuerpflichtigen Anteil ihrer Ausschüttungen auf unter 20 Prozent zu drücken. Wie vorteilhaft sich das in der Einkommensteuererklärung auswirkt, zeigt folgendes Beispiel:
Ein lediger Anleger mit einem persönlichen Steuersatz von 40 Prozent investiert 75 000 Euro in eine mit vier Prozent verzinste Anleihe, deren Erträge zu 100 Prozent zu versteuern sind. Unter Berücksichtigung des gekürzten Freibetrags ergibt sich ein Steuerabzug von 879,60 Euro (3000 Euro minus 801 Euro mal 0,4). Beträgt der steuerpflichtige Anteil der ausgeschütteten Erträge dagegen nur 20 Prozent, sind lediglich 600 Euro steuerpflichtig. Dafür reicht der Freibetrag locker aus, der Anleger könnte sogar bis zu 100 000 Euro investieren, ohne auch nur einen Cent Steuern zu zahlen.
Das einzige Manko dieser Rechnung: Wie hoch der Ertrag des steueroptimierten Rentenfonds ausfällt, lässt sich im Vorhinein nicht kalkulieren, er hängt am Auf und Ab der Rentenmärkte. In den vergangenen zwölf Monaten (Stichtag: 31. Dezember 2006) etwa verzeichnete der Deutsche Rentenindex (REX) nur ein mageres Plus von 0,27 Prozent, einige Rentenfonds rutschten angesichts der steigenden Zinsen sogar leicht ins Minus. Daran gemessen schlugen sich viele steueroptimierte Rentenfonds ziemlich wacker: Der Adireth von Cominvest etwa legte 2,47 Prozent zu, der MAT Medio Rent von Main Anlage Trust 1,09 Prozent.
Hintergrund: Im Segment der Wandelanleihen, Genussscheine und unter Nennwert gehandelten Anleihen mit niedrigem Kupon gibt es kaum Langläufer, die Auswirkungen der jüngsten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank hielten sich folglich in Grenzen. Langfristig können sich die Erträge der beiden Fonds zudem durchaus sehen lassen: Der bereits Anfang 1994 aufgelegte Adireth etwa erzielte seit dem Start eine durchschnittliche jährliche Wertentwicklung von 5,1 Prozent, beim generell auf kürzere Laufzeiten ausgerichteten MAT Medio Rent waren es seit November 1995 immerhin 3,6 Prozent.
Fazit: Für Anleger, die mit ihren steuerpflichtigen Zinseinnahmen deutlich über den gekürzten Freibeträgen liegen, sind steueroptimierte Rentenfonds eine re...

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