nd-aktuell.de / 29.08.2017 / Sport / Seite 19

»Gold glänzt am besten«

Artem Harutyunyan ist die Galionsfigur der Box-WM

Andreas Frank, Hamburg

Kurze Dehnübungen, immer wieder Lockerungen der Muskulatur - schon während der kleinen Pausen zwischen den Interviews begann für Artem Harutyunyan die Vorbereitung auf den nächsten Kampf. Und auch die Körpersprache des Lokalmatadoren der Amateurbox-Weltmeisterschaften in Hamburg verriet den schier grenzenlosen Optimismus des Olympiadritten von Rio. »Ich bin hier, um Weltmeister zu werden, denn Gold glänzt am besten«, sagte der 27-Jährige. Sein Gegner Luke McCormack aus England, immerhin Vizeeuropameister, war im Achtelfinale chancenlos gegen den Halbweltergewichtler.

Doch die sportlichen Anforderungen steigen. Nächster Gegner im Kampf um die Halbfinalqualifikation - schon gleichbedeutend mit dem Gewinn einer Medaille - ist am Dienstag Asienmeister Ikboljon Choldarow aus Usbekistan. Harutyunyan selbstbewusst: »Ich kenne ihn noch nicht, aber ich werde einen Plan haben und ihn im Ring auch durchsetzen.«

Zusätzliche Motivation schöpft der gebürtige Armenier aus der Unterstützung seine Familie, die Anfeuerungsrufe waren deutlich herauszuhören. Und viele der 1500 Besucher waren vor allem wegen seines ersten Kampfes in die Alsterdorfer Sporthalle gekommen. Für Bundestrainer Michael Timm ein wichtiger Schlüssel, um alle Türen zum ersehnten Titel zu öffnen. »Es ist für Artem Motivation pur, dass er in Hamburg vor seinen Fans boxen kann«, erklärte der Coach.

Es wäre auch gut für die Welttitelkämpfe, wenn Timm mit seiner Einschätzung Recht behält. Denn diese WM, die eigentlich der längst gescheiterten Hamburger Olympiabewerbung den letzten Schub verleihen sollte, braucht den offiziellen Botschafter Harutyunyan als Galionsfigur. Darauf hofft auch Hamburgs Sportsenator Andy Grote: »Artem kann mit seinem Auftreten und seinen Erfolgen viel dafür tun.« Eine Menge Verantwortung für einen Sportler, der einst als Kind mit seiner Familie vor dem Krieg zwischen Armenien und Aserbaidshan nach Deutschland flüchten musste. SID/nd