Schöne Reden

In China ist in den letzten Tagen einiges in Bewegung geraten. Erst stürzten die Börsen nach jahrelangem Höhenflug ab, und kurz darauf stellt Ministerpräsident Wen Jiabao den Umweltschutz ins Zentrum seiner Rede vor dem Volkskongress. Geht also eine Phase staatlich kontrollierter Turbo-Industrialisierung dem Ende entgegen, an der sich viele in- und ausländische Investoren bereichern, und die dem Westen billige Waren und der Welt dicke Luft beschert? Natürlich nicht. Pekings Führung befürchtet nur, dass das Wirtschaftswachstum völlig aus dem Ruder laufen könnte. Es wird immer schwieriger, den rasant wachsenden Energiehunger zu stillen, und die Umweltschäden verursachen hohe Kosten. Es geht China nicht um Verantwortung fürs Weltklima. Das Primat der kapitalistischen Ökonomie steht weiter, der Umweltschäden dürfen nur nicht zu teuer werden. Allerdings steckt diese Idee hinter vielen Klimaschutz-Instrumenten wie dem Emissionshandel. Und der Gedanke, das Problem durch Energieeinsparungen zu lösen, ist so schlicht wie zentral. Die Frage ist nur, wie ernst die schönen Umweltreden gemeint sind. Pekings Führung ähnelt den Regierungen der anderen großen Wirtschaftsmächte: Alle halten den Klimaschutz für die derzeit vielleicht wichtigste Herausforderung - vorangehen sollen aber die anderen. Peking fühlt sich weniger in der Pflicht, denn der CO2-Ausstoß pro Kopf ist in China vergleichsweise niedrig. Das ist korrekt, aber als schon bald größter CO2-Emittent der Welt ist China eines der Schlüsselländer beim globalen Klima...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.