nd-aktuell.de / 30.08.2017 / Ratgeber / Seite 26

Gute Chancen für Kinder aus Regenbogenfamilien

Für die Entwicklungschancen von Kindern spielt es nach Angaben der Soziologin Andrea Buschner keine Rolle, ob ihre Eltern in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben oder nicht. »Kinder, die bei gleichgeschlechtlichen Paaren aufwachsen, entwickeln sich genauso gut, denn es kommt auf die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung an und nicht auf die sexuelle Orientierung der Eltern«, sagt die Wissenschaftlerin, die beim Staatsinstitut für Familienforschung der Uni Bamberg zu verschiedenen Familienformen forscht und an der deutschlandweit einzigen Studie zum Aufwachsen in Regenbogenfamilien mitgearbeitet hat.

Es mache aber einen Unterschied, ob die Kinder in die Beziehung hineingeboren werden oder ob sie vorher eine Trennung der leiblichen Eltern erlebt haben, sagt Andrea Buschner. Dann müssten sie mit dem neuen Partner und mit Streit zwischen den leiblichen Eltern zurechtkommen. Das sei ein Risikofaktor in allen Patchworkfamilien.

Dass ihre »zweiten« Eltern schwul oder lesbisch sind, sei für die Trennungskinder aber unter Umständen irritierender als für Kinder, »die es von Anfang an nicht anders kennen«, so die Soziologin. Kindern, die aus Spendersamen gezeugt oder adoptiert wurden, müssten sich hingegen mit ihrer biologischen Abstammung auseinandersetzen, was aber auch Kinder von Heteropaaren betreffen könne.

Alle Regenbogenfamilien könnten im Alltag die ein oder andere Diskriminierung erleben. Studien zeigten aber, dass Eltern diese Erfahrungen durch eine gute Eltern-Kind-Beziehung auffangen können. Auch könne helfen, den Kontakt zu anderen Regenbogenfamilien herzustellen und zu vermitteln, dass Familie verschieden sein kann und darf.

Insgesamt erlebten Kinder in Regenbogenfamilien weniger traditionelle Geschlechterrollen. Eine Mutter, die Rasen mäht und ein Vater, der Windeln wechselt, sind für sie normal. Bei der eigenen sexuellen Orientierung spiele das Modell der Eltern jedoch »im Ergebnis keine Rolle, sie werden nicht häufiger schwul oder lesbisch als andere Kinder.« Weil sie unterschiedliche Paarmodelle kennen, »sehen sie hinsichtlich der Geschlechterrollen und der sexuellen Orientierung für sich aber sicher auch mehr Optionen«, sagt die erfahrene Soziologin. epd/nd