nd-aktuell.de / 07.03.2007 / Brandenburg

Metallspangen halten alte Knochen

Aufbau der Saurier im Naturkundemuseum begann / Im Sommer öffnet neue Dauerausstellung

Steffi Bey
Die Fensterscheiben des frisch renovierten Sauriersaals des Naturkundemuseums sind verklebt. Breite Stoffbahnen verhindern den Blick ins Innere. Noch bleibt den Besuchern für ein paar Monate verborgen, was dahinter passiert. Erst zur Eröffnungsfeier am 13. Juli, wenn eine der größten Umgestaltungen der Dauerausstellung seit Gründung des Museums beendet sein wird, können sie die Urzeit-Echsen wieder bewundern.
Gestern hat das Team der kanadischen Firma RCI begonnen, die Saurier im Saal aufzubauen. Eineinhalb Jahre waren die riesigen Oberschenkelknochen, meterlangen Rippen, handtellergroßen Wirbel und gewaltigen Schädel im Sanatorium, wie es der Generaldirektor des Naturkundemuseums, Professor Reinhold Leinfelder, formulierte. Die vielen Einzelteile wurden in einer Charlottenburger Werkstatt gesäubert, in einer Konservierungsflüssigkeit getränkt, damit sich Risse verschließen, und auch »alte Sünden« entfernt. Denn früher hatte man Schrauben in die Knochen getrieben, um den Halt des Skelettes zu gewährleisten.
Die Kanadier machen das anders: Sie umfassen die einzelnen Knochen mit dünnen Metallspangen und verbinden sie dadurch. »Auf diese Art und Weise können jederzeit einzelne Partien aus dem Skelett herausgenommen werden, ohne dass alles zusammenbricht«, erklärt Oliver Hampe vom Museum. Aber erst einmal gilt es, die akribisch sortierten und nummerierten Einzelteile des Brachiosaurus brancai an Ort und Stelle zusammenzusetzen. Begonnen wird mit der Wirbelsäule. Die wurde aus statischen Gründen völlig neu modelliert. Genauso Hals und Schädel. »Ungefähr ein Drittel der Knochen, Schwanz und Becken, sind vom Original«, sagt der Saurierexperte Kristian Remes.
Getreu der Museums-Philosophie zeige man so viel wie möglich Originalfunde. Doch immer funktioniere das nicht, weil einzelne Teile zu spröde oder verformt seien, erklärt Remes. Dank modernster Technik bekomme das größte aufgestellte Saurierskelett der Welt jetzt eine 1:1 Schädelkopie aufgesetzt. Bislang zierte den Brachiosaurus »eine grob vereinfachte Nachbildung«, sagt Ferdinand Damaschun, Leiter der Abteilung Ausstellung und Öffentliche Bildung. Doch das Experten-Team von RCI fertigte mit einem Computer inklusive eines speziellen Scanners aus vielen Perspektiven bis zu 1000 dreidimensionale Abbilder jedes Knochens. So entstanden nahezu perfekte Kopien.
In zwei Wochen wollen die Kanadier nicht nur den größten Saurier, sondern noch sieben andere Artgenossen aufgestellt haben. Mit einer Hebebühne hieven sie die schweren Teile über ein Gerüst an die richtige Stelle. Der Brachiosaurus wird fast 13 Meter in die Höhe ragen - etwa 40 Zentimeter mehr als bisher. Denn er steht dann aufrecht, hat die Vorderbeingelenke durchgedrückt. Bislang musste er in unbequemer Liegestütz-Haltung verharren. Im Saal werden außerdem Fossilien anderer Tiergruppen gezeigt.

Museum für Naturkunde, Invalidenstraße 43, Mitte, dienstags bis freitags von 9.30-17 Uhr, an den Wochenenden von 10 bis 18 Uhr, Info-Telefon: 20 93 85 91