Das goldene Kreuz kommt wieder

Am Berliner Dom soll bei Restaurierungsarbeiten die Kuppelspitze erneuert werden

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 2 Min.
Eigentlich ist er wegen seiner Respekt einflößenden Dimension und der zentralen Lage das wahre Wahrzeichen Berlins - der Dom am Lustgarten, die einstige preußische Hofkirche, die 1905 fertiggestellt wurde. Die Vorsitzende des Domkirchenkollegiums, Irmgard Schwaetzer, nannte das Haus »Symbolkirche des deutschen Protestantismus«. Doch seit Dezember des letzten Jahres fehlt dem grauen Koloss an der Spree das 16 Meter hohe und 12 Tonnen schwere »Sahnehäubchen«, das goldene Kuppelkreuz, samt dazugehöriger »Laternenbekrönung«. Beide Teile stehen hinter dem Dom in zwei Gitterverschlägen eingehüllt und warten darauf, in Einzelteile zerlegt zu werden. Allerdings ist nicht mehr allzuviel zu zerlegen, denn der Hauptbestandteil der beiden Kopfschmuckelemente ist Rost. Als im Sommer letzten Jahres Schäden an der Kirchenkuppel konstatiert wurden, da ahnte noch niemand, dass es mit Restauration nicht getan sein wird. Beide tonnenschwere Schmuckelemente müssen völlig erneuert werden. Im Dachbereich wurden bei der Inspektion weitere gravierende Schäden festgestellt. So ist die Eisenkonstruktion der kupfergetriebenen Königskronen über dem Hauptportal verrostet, weitere Schäden an der Kuppel sind nicht auszuschließen. Auch sie müssen demontiert und erneuert werden. Bis zum Mai des nächsten Jahres soll ein neues goldenes Kreuz wieder die Kuppel schmücken. Das Ganze hat seinen Preis. Rund 900 000 Euro dürfte die Runderneuerung kosten. Der Kulturstaatsminister will 200 000 Euro einspeisen, vom Senat erwartet die Domgemeinde eine Viertelmillion Euro, eine Spontansammlung nach dem Abbau des Kreuzes erbrachte 26 840 Euro. Und so muss noch eine kräftige Deckungslücke geschlossen werden. Die evangelische Domgemeinde verfügt über einen Gesamtetat von rund 4 Millionen Euro, doch von dem Geld müssen vor allem der laufende Betrieb, die Veranstaltungen und die Friedhöfe bestritten werden. Dafür zahlen Besucher eine Domerhaltungsgebühr, die Einnahmen davon betrugen 1,7 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr kamen 686 358 Besucher in das Gotteshaus, davon 460 507 Gebührenzahler und 50 850 Konzertgänger. 500 Gäste besuchten Ausstellungen und 32 622 zog es zu Tagen der offenen Türen oder Langen Nächte in die heiligen Hallen. Die Gemeinde hat 1060 Mitglieder, jeden Monat gibt es nach Kirchenangaben 10 bis 20 Neuzugänge. Gerüchte, dass durch den Abriss des Palastes der Republik die Statik des Berliner Doms in Gefahr geraten könnte, haben sich nicht bestätigt. Regelmäßige Messungen zeugen von der Standhaftigkeit des 102-jährigen Steinriesen.
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