nd-aktuell.de / 31.08.2017 / Politik

Mehr als 60.000 Frankfurter müssen ihre Wohnungen verlassen

Größte Evakuierung der Nachkriegsgeschichte in der Mainmetropole nach Bombenfund am Sonntag / Auch Nahverkehr von Entschärfung betroffen

Frankfurt am Main. Nach dem Fund einer 1,8 Tonnen schweren Weltkriegsbombe laufen in Frankfurt am Main die Vorbereitungen für die größte Massenevakuierung der Nachkriegsgeschichte. Am Sonntag müssen für die Entschärfung der Bombe mehr als 60.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen, wie die Behörden am Donnerstag mitteilten. Auch Altenheime, Krankenhäuser und das Polizeipräsidium müssen geräumt werden. Tausende Einsatzkräfte sollen für einen sicheren Ablauf sorgen.

Es handle sich um die bundesweit bislang größte Evakuierungsmaßnahme, erklärte der für Sicherheit zuständige Stadtrat Markus Frank (CDU). Für die Entschärfung muss ein Bereich im Radius von anderthalb Kilometern rund um den Fundort geräumt werden. Davon sind große Teile mehrerer zentrumsnaher Stadtteile betroffen. Die Bombe, die mit 1,4 Kilogramm Sprengstoff eine enorme Kraft hat, war am Dienstag auf einer Baustelle nahe der Universität gefunden worden. Die Entschärfung sei eine »wahnsinnige Herausforderung«, sagte der Leiter des Kampfmittelräumdiensts, Dieter Schwetzler.

Die für die Entschärfung notwendige Räumung sei in einer dicht besiedelten Stadt wie Frankfurt am Main eine »große Herausforderung«, so Frank. Er sei aber zuversichtlich, dass alles wie geplant ablaufe. In dem Sperrgebiet befinden sich unter anderem zwei große Krankenhäuser, von denen eines über die größte Neugeborenenstation der Stadt verfügt.

Die mehr als 60.000 von der Evakuierung betroffenen Bürger müssen am Sonntagmorgen ab 06.00 Uhr ihre Wohnungen verlassen, zunächst war sogar von 70.000 Menschen die Rede. Ab 08.00 Uhr will die Polizei das Räumungsgebiet sperren und mit hunderten Beamten prüfen, ob sich niemand mehr dort auffällt. »Die Fläche muss menschenleer sein«, betonte Frank. Die Verantwortlichen machten deutlich, dass keine Ausnahmen möglich sind. Für Menschen, die nicht woanders unterkommen können, öffnet die Stadt große Hallen unter anderem auf dem Messegelände. Darin ist Platz für mehrere tausend Menschen.

Erst nach der Überprüfung des Sperrgebiets durch die Polizei beginnt die eigentliche Entschärfung, damit wird ab Sonntagmittag gerechnet. Dafür werden etwa vier Stunden veranschlagt. Nach erfolgreicher Entschärfung sollen zunächst alte und kranke Menschen wieder zurückgebracht werden. Die Behörden rechnen damit, dass dann gegen 20.00 Uhr alle Bürger wieder nach Hause können.

Die Entschärfung wird auch den Nahverkehr beeinträchtigen. Vor allem U-Bahn- und Buslinien werden unterbrochen oder eingestellt. Der Fernverkehr soll nicht betroffen sein. Der Luftraum über dem Fundort der Bombe wird gesperrt. Die Auswirkungen für an- oder abfliegende Maschinen des Frankfurter Flughafens, dem größten in Deutschland, sind aber noch nicht klar. Nur bei Ostwind überqueren Flugzeuge das Gebiet über dem Fundort des Sprengkörpers. Agenturen/nd