nd-aktuell.de / 01.09.2017 / Berlin / Seite 11

Apokalypse BER

Flughafengesellschaft vereinbart neuen Terminplan / Eröffnung bleibt unklar

Martin Kröger

Die »Inbetriebnahmephase« des BER, von der Engelbert Lütke Daldrup vor kurzem im Interview mit dem »neuen deutschland« sprach, wird sich noch weiter hinziehen. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) stellte am Donnerstag einen neuen Terminplan zur verbindlichen Baufertigstellung vor. Dem vorausgegangen waren in den vergangenen Monaten intensive Gespräche der Flughafengeschäftsführung mit den wichtigen Firmen, die am BER tätig sind. Dazu zählte die Flughafengesellschaft früher beispielsweise Siemens, Bosch, T-System und den Gebäudeausrüster Caverion. Im Fokus dieser Gespräche dürfte unter anderem die Fertigstellung und Inbetriebnahme der komplexen Entrauchungsanlage sowie die Fertigstellung der Sprinkleranlage gestanden haben. Beide Anlagen funktionierten bislang nicht wie geplant, und ihre endgültige bauliche Fertigstellung steht weiterhin aus.

Nach Angaben der Flughafengesellschaft sieht der neue Terminplan nun eine Fertigstellung dieser Arbeiten und Leistungen bis Ende August 2018 vor. Was das für den Eröffnungstermin des BER heißt, ist unterdessen unklar. Engelbert Lütke Daldrup erklärte am Donnerstag: »Die FBB wird in diesem Jahr den Eröffnungstermin für den BER benennen. Voraussetzung dafür ist, dass die Eingangsparameter valide sind und dass alle im Projekt beteiligten Dienstleister den Terminplan wie verabredet einhalten.«

Soll wohl heißen: Wenn die Firmen die nun eingegangene Verabredung nicht einhalten, kann es zu weiteren Verzögerungen kommen. Fakt ist: Selbst wenn die Bauarbeiten und die anschließenden Sachverständigenprüfungen im Zeitplan abgeschlossen werden könnten, bedeutet das noch lange nicht, dass der Großflughafen umgehend eröffnet werden könnte. Vielmehr steht dann noch eine anschließende baurechtliche und betriebliche Dokumentation aus. Und erst dann können im Übrigen die intensiven Tests der abschließenden sogenannten behördlichen Wirk- und Prinzipprüfung beginnen. Experten gehen davon aus, dass die nötigen Tests der technischen Anlagen mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen dürften. So müssen unter anderem mehrere Tausende Komparsen den neuen Flughafen ausprobieren.

Eine Eröffnung des BER kann also frühestens im Jahr 2019 erfolgen. Dass der Hauptstadtflughafen erst im Herbst 2019 ans Netz gehen wird, war bereits in den vergangenen Wochen heftig in verschiedenen Medien spekuliert worden (»nd« berichtete). Die neuestens Angaben zur Baufertigstellung und die bereits angedeutete Einschränkung der Flughafengesellschaft, dass alle am beteiligten Firmen jetzt auch liefern müssen, lässt allerdings zugleich neue Zweifel aufkommen, ob die Dauerbaustelle tatsächlich bis Ende August des Jahres 2018 fertiggestellt werden kann.

So oder so zeichnet sich also eine weitere Verschiebung der Eröffnung des Hauptstadtflughafens ab: Es wäre die Sechste. Zuletzt hatten die Verantwortlichen einen Start im kommenden Jahr avisiert. Ursprünglich sollte der Flughafen 2007 eröffnen. Nach einer gescheiterten Privatisierung des Flughafens sollte es dann im Oktober 2011 soweit sein. Für den dritten Termin am 3. Juni 2012 waren sogar Eintrittskarten ausgegeben worden. Es folgten weitere Absagen.

Noch nicht endgültig absehbar ist, welche finanziellen Konsequenzen die sich jetzt abzeichnende Verschiebung kosten wird. Flughafenkritiker wiesen am Donnerstag Kosten von bislang fast 5,4 Milliarden Euro für das Bauvorhaben aus.

Offizielle Zahlen zu Kosten wollte die Flughafengesellschaft zuletzt nicht nennen. Es hieß seitens der FBB-Geschäftsführung lediglich, man werde mit dem Budget »klarkommen«.