nd-aktuell.de / 02.09.2017 / Politik / Seite 24

Englisch ab Klasse eins

Bildungsrauschen

In ihrem letzten Bericht »Fremdsprachen in der Grundschule - Sachstand und Konzeptionen 2013« spricht sich die Kultusministerkonferenz (KMK) für die Fortsetzung des Fremdsprachenunterrichts an Grundschulen aus. Die KMK begrüßt zudem, dass mittlerweile in allen Bundesländern Fremdsprachenunterricht erteilt wird (kmk.org).

Angeboten wird dieser Unterricht ab Klasse eins oder ab Klasse drei. Er basiert zumeist auf kompetenzorientierten Lehrplänen, die sich laut Beschluss der KMK von 2011 nach dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen einschließlich dessen Empfehlungen für den Primarbereich ausrichten. Man empfiehlt, den Unterricht »situationsbezogen, authentisch und handlungsorientiert« zu gestalten und von »konkreten Erfahrungsfeldern und Lebenswelten, aber auch vom kognitiven Potenzial« auszugehen. Ziel sei die »Anbahnung und der Aufbau interkultureller kommunikativer Handlungsfähigkeiten«.

Zu den sogenannten funktional-kommunikative Kompetenzen, die die Schüler erwerben sollen, zählen das Hör- und Hör-/Sehverstehen, das Sprechen, Schreiben und das Leseverständnis wie die Übersetzung. In allem sollten am Ende von Klasse vier die Kinder das Niveau A1 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens erreicht haben. Das Niveau schwankt allerdings von Bundesland zu Bundesland. Während einige Länder im Hör-/Hör-Sehverstehen sich am Niveau A2 orientieren, gehen andere im Bereich Schreiben unter A1. Laut europaeischer-referenzrahmen.de qualifiziert A1 den Umgang mit »vertrauten, alltäglichen Ausdrücken« und dem Verstehen und Anwenden »ganz einfacher Sätze«, A2 fordert die Verständigung bei »einfachen, routinemäßigen Situationen, in denen es um einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht«.

Zum Übergang von der Primarstufe in den Sekundarbereich hält die KMK lediglich fest, dass letzterer an die »verlässlich« erworbenen Kompetenzen aus der Primarstufe anschließen soll und dass dieses Gelingen von einer »institutionell abgesicherten« Kooperation von Primar- und Sekundarbereich abhängt.

Zwar nicht in den Zielen, aber in den Methoden geht die Waldorfpädagogik einen anderen Weg. Die Methoden basieren auf der Vorstellung der »ganzheitlichen Entwicklung« des Menschen, beziehen folglich alles ein: Gestik, Körpersprache, Mimik, Tonfall, sprachspezifische Bewegungen und körperliche Reaktionen. Die Lehrkräfte sind angehalten das vorzuleben, was die Kinder nachahmen sollen. So wird in der Primarstufe viel Wert auf angeleitetes Hören und chorisches Nachsprechen von Kinderreimen, Liedern und Gedichten gelegt. Hierauf aufbauend folgt das Lernen der Sprache anhand von Märchen, Volkssagen und Geschichten und in der Oberstufe die Beschäftigung mit Klassikern und Sachtexten. Konzept ist, dass ab der ersten Klasse zwei Fremdsprachen mit insgesamt sechs Wochenstunden angeboten werden. Streng im Humboldtschen Sinn arbeitet die Waldorfpädagogik danach, den Zugang zur Welt über Sprache zu schulen. (waldorfschule.de) Lena Tietgen