nd-aktuell.de / 11.09.2017 / Politik

20 Anfragen bei neuer Stelle für NS-Devotionalien

Hoher Bedarf für Beratungsangebot bei der Bundeswehr zeigt sich bereits im ersten Monat / LINKE: Vielsagend, dass solch ein Angebot noch notwendig ist

Berlin. In der Debatte um rechtsradikales Gedankengut und Wehrmachtsverherrlichung in der Bundeswehr hat die neue Beratungsstelle im ersten Monat ihres Bestehens bereits 20 Anfragen erhalten. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der LINKEN hervor, wie die »Neuen Osnabrücker Zeitung« (Montag) berichtet. Dabei ging es vor allem um den Umgang mit Gedenktafeln, Gegenständen oder Fotos von Wehrmachtsangehörigen. Die im Juli gegründete Ansprechstelle für militärhistorischen Rat (AmR) gab 12 Antworten und riet meist dazu, zu den Exponaten Erläuterungstafeln anzubringen oder sie in zugelassenen militärhistorischen Sammlungen aufzubewahren.

Die Ansprechstelle befindet sich im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam und berät Bundeswehr-Dienststellenleiter und Vorgesetzte, wie sie mit historischen Ausstellungs- und Erinnerungsstücken umgehen sollen. Dabei geht es auch darum, ob Exponate – insbesondere aus der Zeit des Nationalsozialismus und der Wehrmacht - in einer Kaserne stehen bleiben dürfen oder weg müssen.

Die Stelle bestätigt zum Beispiel die Entscheidung der Bundeswehr-Universität Hamburg, ein Foto ihres Namensgebers, Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt, in Wehrmachtsuniform wieder aufzuhängen. Manch ein Rat ist aber durchaus umstritten. Bei einem Zeitungsfoto von einem Richtfest im Dritten Reich, auf dem der Ansatz einer Hakenkreuzfahne zu sehen ist, lautet die Empfehlung, »das Hakenkreuz auf dem Foto so abzudecken, dass das Originalbild dabei nicht beschädigt wird.«

Die LINKE kritisiert dieses Vorgehen als Manipulation eines Fotos und »Geschichtsklitterung«. Die innenpolitische Expertin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, erklärte: »Alleine schon die Tatsache, dass die Bundeswehr 72 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg eine solche Ansprechstelle benötigt, zeigt, wie schlecht es um das Geschichtsbewusstsein bei den Kommandeuren der Bundeswehr steht.« Agenturen/nd