nd-aktuell.de / 13.09.2017 / Brandenburg / Seite 10

Ein Wald, so groß wie 1400 Fußballfelder

Templins »Baumschüler« feiern das erste Jahrzehnt des Bestehens ihres Schuldwald-Projektes

Uwe Werner

Auf einer Fläche, die ungefähr der von 1400 Fußballfelder entspricht, erstreckt sich seit zehn Jahren der »Templiner Schulwald«. Begonnen hatte alles im Dezember 2006, als sich Templins damaliger Bürgermeister Ulrich Schöneich und der damalige Leiter der Waldhofschule Wilfried W. Steinert darüber einig wurden, künftig Teile des Templiner Stadtforstes Schülerinnen und Schülern in die Obhut der Waldhofschule zu geben.

Aus Steinerts Sicht war das eine typische Win-Win-Situation: »Der Stadt entstehen durch die Verpachtung keine Mehrkosten. Unsere Schule gewinnt gleich zweierlei: Die jüngeren Schüler bekommen mit dem Schulwald ein einmaliges ökologisches Lernfeld, und die älteren Schüler können mit ihrer Schülerfirma wirtschaftlich und praktisch handeln.« Mit dem Schulwaldprojekt sollen den Mädchen und Jungen Kenntnisse und Erfahrungen durch eigenes Tun und durch persönliches Erleben im Wald sowie im Unterricht vermittelt werden. Hautnah sollen sie den Wald als ein vom Menschen nachhaltig genutztes Ökosystem erleben. Rund 1000 Kinder und Jugendlich wurden damit in den letzten Jahren erreicht. Denn als Partner konnten auch die Oberschule Templin, die »Waldhof-Kita« und die Kita »Eulennest« gewonnen werden. Immer wieder werden auch Gymnasiasten einbezogen, wenn diese eine Arbeit zum Thema Wald schreiben.

»Derzeit ist unser Schulwald etwas mehr als 700 Hektar groß. Im Oberstand dominiert hier zu rund zwei Dritteln die Kiefer. Außerdem bewirtschaften wir Nadelbaumarten wie Douglasie und Lärche sowie einige Fichten. Besonders wertvoll sind einige alte Buchenbestände. Die ältesten der Bäume sind etwa 230 Jahre alt, der Durchschnitt liegt bei 80 Jahren«, erläutert Schulförster Joachim Lange. Zum Templiner Schulwald gehören drei Gebiete - in der Bürgerheide (200 Hektar zwischen Gleuensee und der B 109 in Richtung Prenzlau), zwischen Beutel und Röddelin (200 Hektar) und zwischen Lübbesee, Fährsee und Ahrensdorf (300 Hektar).

»Zu den Höhepunkten gehört es, wenn wir gelegentlich mit unseren Nachwuchsforstleuten Wertholz an Holzbetriebe der Region versteigern können. Begonnen haben wir damit bereits 2007«, sagt Lange. Rund 5000 Kubikmeter Holz wachsen jährlich im Schulwald nach. Auf den Tag berechnet sind das etwa 14 Kubikmeter, was sieben großen Bäumen entspricht. Im Jahresdurchschnitt »geerntet« werden aber nur rund 2300 Festmeter. »Unser Schulwald ist FSC-zertifiziert. Das bedeutet, dass wir eine naturnahe Waldwirtschaft betreiben, also ohne Chemikalieneinsatz oder Kahlschläge. Wir versuchen, uns beim Abtransport nach dem Einschlag auf Rückegassen zu beschränken und setzen in besonders schützenswerten Beständen auch Pferdegespanne ein. Für die Nachforstung konnten wir in den letzten Jahren etwa 350 000 Euro Fördermittel in Anspruch nehmen«, berichtet der Förster.

Als »Chef« im Schulwald ist Revierförster Joachim Lange Angestellter der Waldhofschule. Dennoch legt er Wert darauf, dass die Entscheidungen darüber, welche Bäume gefällt oder belassen werden und wie anfallende Arbeiten durchgeführt werden, von den Schülern maßgeblich mit getroffen werden. Sie erledigen auch praktische Arbeiten wie Pflanzungen oder Zaunbau.

Ähnliches passiert auch im »Georg Carsted Schulwald«, einem 2005 gestarteten Gemeinschaftsprojekt der Pannwitz-Grundschule, der Landesforstverwaltung und der Stadt Lychen. Und auch in Prenzlau gibt es ein Schulwaldprojekt.

Der 10. Geburtstag des Templiner Schulwaldes wird an diesem Mittwoch im Multikulturellen Centrum der Stadt mit einem Fest für die beteiligten Schulen und Kitas begangen. Und am 13. Oktober 2017 laden die Akteure zu einer großen »Waldführung« durch den Schulwald ein.