nd-aktuell.de / 13.09.2017 / Politik / Seite 7

Erdogan brüskiert USA

Türkei kauft russisches Raketenabwehrsystem

Fulya Ozerkan, Istanbul

Es ist der größte jemals geschlossene Rüstungsdeal des NATO-Landes Türkei mit Russland: Ankara kauft von Moskau das Raketenabwehrsystem S-400. Beide Seiten bestätigten am Dienstag eine entsprechende Vertragsunterzeichnung. Während die USA die Pläne bereits im Vorfeld kritisiert hatten, wird in Deutschland über einen Stopp deutscher Rüstungsexporte in die Türkei diskutiert.

Der Vertrag sei nun unterzeichnet worden, sagte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan laut türkischen Medienberichten vom Dienstag. Seiner Kenntnis nach sei bereits eine Anzahlung erfolgt. Russlands Präsident Wladimir Putin und er selbst seien bei diesem Thema entschlossen, sagte Erdogan vor Journalisten und wies zugleich Kritik an dem Deal zurück.

Niemand habe das Recht, die Prinzipien der Unabhängigkeit der Türkei oder unabhängige Entscheidungen zur Verteidigungsindustrie zu hinterfragen, sagte Erdogan. »Wir treffen die Entscheidungen über unsere eigene Unabhängigkeit selbst, wir sind verpflichtet, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um unser Land zu verteidigen.«

Auch Moskau bestätigte den Rüstungsdeal. Putins Militärberater Wladimir Koschin sagte laut der Nachrichtenagentur TASS, der Vertrag sei unterzeichnet, die Umsetzung werde nun in die Wege geleitet. Alle Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Vertrag entsprächen den strategischen Interessen Russlands. »Aus diesem Grund verstehen wir die Reaktionen mehrerer westlicher Länder vollkommen, die versuchen, Druck auf die Türkei auszuüben.« Der Kauf des Raketenabwehrsystems von einem Nicht-NATO-Mitglied dürfte im Westen Fragen hinsichtlich der technischen Kompatibilität mit der Ausrüstung der Militärallianz hervorrufen.

Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO. Die Beziehungen zwischen Ankara und Washington sind derzeit angespannt, unter anderem wegen der US-Unterstützung für die kurdischen Volksverteidigungseinheiten in Syrien, welche die Türkei als Terrororganisation einstuft. AFP/nd