nd-aktuell.de / 14.09.2017 / Politik / Seite 7

Deir Essor vor dem Fall

Heftige Kämpfe mit Dschihadisten in ostsyrischer Stadt

Deir Essor. Die syrischen Regierungstruppen haben eine Offensive begonnen, um die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in der ostsyrischen Stadt Deir Essor einzukreisen. Die Armee versuche, die Viertel am Westufer des Euphrat unter ihre Kontrolle zu bringen und so die von den Dschihadisten kontrollierten Viertel von drei Seiten einzuschließen, sagte ein Armeevertreter am Mittwoch gegenüber AFP.

Nach Angaben des Armeevertreters ist das Ziel, die IS-Miliz aus der Stadt und der gesamten Provinz Deir Essor zu vertreiben. Die Armee und verbündete Milizen waren vergangene Woche bis zu der Provinzhauptstadt vorgestoßen, in der Regierungstruppen in zwei Vierteln über Jahre unter Belagerung der Dschihadisten ausgeharrt hatten. Seitdem brachte die Armee weitere Verstärkung, um auch die anderen Viertel zurückzuerobern.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London meldete am Mittwoch heftige Kämpfe. Wenn es der Armee gelinge, das am Westufer des Euphrat gelegene Dorf Al-Dschafra zu erobern, bleibe den Dschihadisten nur noch der Ausweg über den Euphrat, der aber in Reichweite der Artillerie und der Luftwaffe liege, erklärte die oppositionsnahe Organisation.

Parallel zu der Armeeoffensive stießen auch die regierungsfeindlichen Syrischen Demokratischen Kräfte mit Unterstützung der US-Luftwaffe auf Deir Essor vor. Bei Angriffen der US- und der russischen Luftwaffe wurden in der Provinz nach Angaben der Beobachtungsstelle in den vergangenen Tagen Dutzende Zivilisten getötet.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte am Dienstag in Damaskus mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad über die militärische Lage beraten. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. In dem Gespräch sei es um das weitere Vorgehen gegen den IS gegangen. Außerdem sprachen Assad und Schoigu über die Lage in den sogenannten Deeskalationszonen, die Binnenflüchtlingen Schutz bieten sollen. Russland gehört wie Iran zu den militärischen Verbündeten der syrischen Regierung.

Die Niederlande haben erstmals vier Dschihadisten die Staatsbürgerschaft entzogen. Die vier Männer hätten sich in Syrien Terrormilizen wie dem IS angeschlossen, teilte Justizminister Stef Blok am Mittwoch in Den Haag mit. Erst im März war ein Gesetz in Kraft getreten, das die Ausbürgerung als Maßnahme für die nationale Sicherheit erlaubt.

Die vier Männer, die auch noch marokkanische Staatsbürger sind, wurden zugleich zu unerwünschten Ausländern erklärt. Dadurch könnten sie nicht mehr legal in die Niederlande und andere Schengen-Länder reisen, erklärte der Minister. Nach dem neuen Gesetz kann die Staatsangehörigkeit auch dann entzogen werden, wenn eine Person nicht zuvor strafrechtlich verurteilt worden ist. AFP/nd