nd-aktuell.de / 14.09.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Cockpit fordert Sozialplan für Piloten

Air Berlin kehrt nach Streiks zu Normalbetrieb zurück

Berlin. Nach zahlreichen Flugausfällen können sich Passagiere der Air Berlin an diesem Donnerstag wieder auf einen normalen Betrieb einstellen. Am Dienstag und Mittwoch waren rund 200 Flüge ausgefallen, weil rund 350 Piloten sich krankgemeldet hatten. Gegen Mittag gab es dann Entwarnung, viele Crews kehrten an ihre Arbeitsplätze zurück. Die Beschäftigten fürchten um ihre Einkommen und Arbeitsplätze, wenn Air Berlin wie geplant durch die Insolvenz zerschlagen wird.

Die Bundesregierung redete den Piloten ins Gewissen. »Es ist durchaus ein riskantes Manöver, was da von einigen Piloten versucht wird«, kritisierte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die Krankmeldungen. »Ich kann deshalb an alle nur appellieren, Vernunft wieder einkehren zu lassen.« Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) warnte vor »Störfeuer« - »von welchen Seiten auch immer«. Ziel sei es, »möglichst viel von den Werten von Air Berlin tatsächlich noch zu retten« und Arbeitsplätze zu erhalten.

Von der Airline kam Kritik am »wilden Streik«. Vorstandschef Thomas Winkelmann betonte: »Potenzielle Investoren werden durch die gestrige und heutige Performance verschreckt.« Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln sieht in den Krankmeldungen einen illegalen Arbeitskampf.

Am Montag waren Gespräche gescheitert, in denen die Arbeitnehmerseite einen Sozialplan erreichen wollte. Das Management will erst verhandeln, wenn konkrete Kaufangebote vorliegen. Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) will in den Gesprächen, die kommende Woche fortgesetzt werden sollen, verbindliche Kriterien festlegen, in welcher Reihenfolge die Piloten zu neuen Eigentümern wechseln könnten. Das könnten Betriebszugehörigkeit und soziale Aspekte sein. Mit den Krankmeldungen will die VC aber nichts zu tun zu haben.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass auch der Geschäftsführer des chinesischen Betreibers des Flughafens Parchim, Jonathan Pang, mitbieten will. »Bild« zitierte aus einem Schreiben Pangs, wonach die Basis der Fluggesellschaft Air Berlin auf den Flughafen Parchim verlegt werden könnte. Die Bieterfrist endet am Freitag. dpa/nd