nd-aktuell.de / 21.09.2017 / Brandenburg / Seite 12

Die Vermessung der Heidehöhe

Landesbetrieb Geobasisinformation ist für die staatliche Daseinsvorsorge tätig, aber auch als Dienstleister aktiv

Andreas Fritsche

»80 Prozent unserer Entscheidungen sind mit Geodaten verbunden«, sagt Christian Killiches, Präsident des landeseigenen Betriebs Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB). Er illustriert das am Mittwoch mit den Fragen: »Wo bist du? Wohin gehst du?«

Existenziell wird es bei der Frage, ob die Feuerwehr schnell bei einem Brandherd eintrifft, um die Flammen zu löschen, und Sanitäter noch rechtzeitig ankommen, um Patienten das Leben zu retten. Doch nicht nur im Notfalleinsatz werden Geodaten benötigt. Sie finden für Landkarten Verwendung, für die Navigationsgeräte in Fahrzeugen und für die Routenplaner, die sich beispielsweise mit Mobiltelefonen benutzen lassen.

Konzerne wie Google kaufen Rohdaten vom LGB und ergänzen sie um Informationen wie Tempolimits auf Straßen, erläutert Killiches. 26,9 Millionen Euro Umsatz machte der Betrieb im vergangenen Jahr. Der Großteil der Einnahmen - 22 Millionen Euro - sind aber Zuschüsse des Landes gewesen. Der LBG sei nicht auf Gewinn orientiert, vieles sei als Daseinsvorsorge zu verstehen, betont der Präsident.

Er gebietet gegenwärtig über 238 fest angestellte Mitarbeiter plus 25 befristet Beschäftigte. Die erleben bei ihrer Tätigkeit immer mal wieder Überraschungen. So gilt eigentlich der Kutschenberg bei Ortrand (Oberspreewald-Lausitz) mit seinen 201 Metern als die höchste Erhebung Brandenburgs. Doch Google weise, so sei gerade bemerkt worden, 201,4 Meter für die Heidehöhe in Elbe-Elster aus. Das müsse nun überprüft werden, erzählt Killiches.

Es ist inzwischen auch möglich, dass Anwohner oder ihre Gäste melden, wenn ihnen Fehler im Kartenmaterial auffallen, wenn etwa eine Straße umbenannt worden ist. Der LBG überprüft das dann und korrigiert falsche Angaben.

Gewonnen werden die Informationen zum Gelände, darunter auch zum Verlauf des Grenzflusses Oder, in aller Regel durch die Auswertung von Luftbildern. Regelmäßig werden Flüge in Auftrag gegeben, um stets über möglichst aktuelle Daten zu verfügen. Kommunen können die Luftbilder benutzen und daraus ersehen, ob irgendwo ein Schwarzbau steht.

Das Kartenmaterial ist frei zugänglich. Beschränkungen aus Gründen der militärischen Geheimhaltung gebe es heute nicht mehr, versichert Killiches. Das Land Brandenburg ist demnach flächendeckend erfasst, auch mit seinen Kasernen, Truppenübungsplätzen und der Datsche von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Uckermark.

Der LBG verfügt auch über ein Luftbildarchiv mit Aufnahmen bis zurück ins Jahr 1942. Das hilft beim Auffinden und Entschärfen von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg, kann jedoch auch für historische Forschungen interessant sein.

»Ohne aktuelle und präzise Geodaten kommt heute fast niemand mehr aus«, meint auch Innenstaatssekretärin Katrin Lange. Ihrem Ministerium ist der LGB unterstellt.