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Für mehr Teilhabe

Herzbergs »Manifest«

  • Karla Kresse-Schönstedt
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein vielseitig engagierter Kulturwissenschaftler wünscht sich eine rot-grün-rote Regierung. Und damit diese Mehrheit zustande kommt, hat Wolfgang Herzberg ein »Manifest« verfasst. Dieses trägt eine bombastische Unterzeile: »Programmatische Grundbausteine zivilgesellschaftlicher Bewegungen und demokratischer Steuerungsmittel für eine sozial-ökologische Zeitenwende«. Nun, er kann auch schlichter: »Kultur vor Ort bringt jedem Gewinn und stärkt demokratischen Bürgersinn.« Oder: »Alle solidarischen Köpfe und Hände für eine sozial-ökologische Zeitenwende!«

Dazwischen findet sich aber auch manch Sinnvolles. Herzberg stellt aus den Parteiprogrammen von SPD, Grünen und Linkspartei Aussagen nebeneinander, die, wie es im Politikersprech heißt, Schnittstellen darstellen. (Andere nehmen sie als Beleg für die Abwesenheit von originären Profilen.) Daran knüpft er seine Überlegungen, was sich - bei Übernahme von Regierungsverantwortung - daraus für praktische politische Schritte ergeben müssten. Auf allen Feldern macht er detaillierte Vorschläge, nützliche und auch etwas weltfremd anmutende. So wäre etwa »die Bildung eines paritätisch funktionierenden, gemeinsamen, national und international ausgerichteten, sozial-ökologisch orientierten TV-Programms, möglicherweise auch einer Zeitung oder Zeitschrift aller Linkskräfte und darüber hinaus interessierter Organisationen, oder mindestens ein gemeinsames Internet-Diskussionsforum, auch offen für Blogger [...] dringend geboten«.

Das sind Überlegungen - oder wie es hier heißt »Bausteine« -, die ein wenig alt- und hausbacken wirken, weil sie erkennbar tradierten Mustern folgen. Die darüber gegossene modernistische Sprach-Tünche nimmt ihnen nicht den Geist der post-68er Jahre. Man kann das antiquiert oder illusorisch nennen. Eines jedoch kann man Herzberg nicht nachsagen: Dass er sich mit dem Zustand der Gesellschaft abfände. Er will sie »aus zwingenden moralischen Motiven« ändern, mit evolutionären und revolutionären Mitteln einen sozialen Wandel herbeiführen. Ach, möchte man da rufen: Wer nicht? Wünschen wir Wolfgang Herzbergs »Manifest« in Gottes Gehörgang und uns allen die Einsicht, dass Regieren und Machthaben noch immer zwei verschiedene Dinge sind.

Wolfgang Herzberg: Manifest der Teilhabe. Verlag am Park in der Edition Ost, 136 S., br., 12,99 €.

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