Frustrierter Röber wirft das Handtuch

Borussia Dortmund muss sich für den Abstiegskampf einen neuen Trainer suchen / Felix Magath sagte bereits ab

  • Günter Bork
  • Lesedauer: 3 Min.
Ratlos und frustriert hat Trainer Jürgen Röber beim abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund nach nur zehnwöchiger Amtszeit das Handtuch geworfen und bei den Westfalen die hektische Suche nach einem Nachfolger ausgelöst. Zwei Tage nach der 0:2-Niederlage im Ruhrderby beim VfL Bochum zog der 53-Jährige, als »Zeitarbeiter« für den nach der Hinrunde gefeuerten Bert van Marwijk ohnehin nur bis zum Saisonende verpflichtet, einen Schlussstrich: »Spätestens nach der Niederlage in Bochum bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass in dieser Mannschaft längst nicht alle den Ernst der Lage begriffen haben.« Nach der sechsten Niederlage im achten Spiel unter Röber, der die Mannschaft am 4. Januar auf Rang neun übernommen hatte, trennt den Traditionsklub auf Platz 13 nur noch ein Punkt von einem Abstiegsplatz. »In dieser schwierigen Situation geht es nicht um Personen, sondern einzig und allein um die Zukunft des BVB, deshalb habe ich meinen Rücktritt angeboten«, sagte Röber, der als achter Trainer der Saison und insgesamt 303. der Bundesliga-Geschichte das Vertragsende nicht erlebt. Seine Entscheidung kam nicht überraschend, denn schon unmittelbar nach dem Abpfiff des Nachbarschafts-Duells am vergangenen Sonnabend zeigte der ehemalige Bundesliga-Profi Anzeichen von Resignation. In nur wenigen Wochen hatte Röber vom Einzelgespräch bis zum Trainingslager alle Register gezogen - aber nichts bewirken können. Dabei habe er sich Ende letzten Jahres mit voller Überzeugung für das Halbjahres-Engagement beim BVB entschieden. Unter dem Strich blieb der 3:2-Erfolg gegen Meister Bayern München beim Debüt zum Rückrundenstart das einzige Highlight. Danach gab es nur noch einen Sieg (1:0 gegen Mönchengladbach), fade Vorstellungen und zunehmend empörte Fans, die ihrem Unmut in Bochum mit einer Sitzblockade vor dem Mannschaftsbus Luft machten. So schlecht war der BVB zuletzt vor 35 Jahren in der Spielzeit 1971/72 in eine Rückrunde gestartet und am Ende für vier Jahre aus der Bundesliga verschwunden. Die Stimmung beim börsennotierten Klub vor der sportlichen Pleite nach erfolgreicher wirtschaftlicher Sanierung erinnert an den Horror-Frühling 1999/2000, als der BVB in sportlich ähnlich prekärer Situation ebenfalls zweimal den Trainer wechselte. Nach dem Rauswurf von Michael Skibbe nach dem 18. Spieltag folgte Bernd Krauss für elf Spiele, bevor das Duo Matthias Sammer und Trainer-Oldie Udo Lattek den BVB in den letzten fünf Saisonspielen vor dem Abstieg bewahrte. Wer die Borussen-Karre sieben Jahre später aus dem Abstiegs-sumpf ziehen soll, steht noch in den Sternen. Das Thema Thomas van Heesen scheint erledigt. Offenbar ist es BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nicht gelungen, seinen Wunschkandidaten zum vorzeitigen Amtsantritt - vor dem 1. Juli - zu bewegen. Insider glauben, dass sich van Heesen damit auch für die kommende Saison aus dem Kandidatenkreis bugsiert hat. Als erste Aspiranten wurden Felix Magath und auch Thomas Doll genannt. Magath, der vermutlich jener »harte Hund« wäre, den die Führungs- und disziplinlose Dortmunder Truppe in den letzten Saisonbegegnungen benötigt, sagte jedoch am Montagnachmittag ab. Watzke hatte am Sonnabend nach dem alarmierenden Auftritt »eine gründliche Analyse« angekündigt. Einen weiteren Schnellschuss, der sich als Schuss in den Ofen entpuppt, kann sich die BVB-Führung nach der unrühmlichen Demontage von van Marwijk und dem Reinfall mit dem »Kurzarbeiter« Röber nicht mehr erlauben. Wer im Heimspiel gegen Nürnberg als neuer Chefcoach auf der BVB-Bank sitzt, ist auf jeden Fall bis heute, Dienstag, offen. sid
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