nd-aktuell.de / 02.10.2017 / Politik / Seite 20

Erpresser hielt Polizei in Atem

Konstanz. Im Erpressungsskandal vom Bodensee hat ein 53-jähriger Tatverdächtiger nun ein Geständnis abgelegt. Es war damit gedroht worden, Babynahrung in Supermärkten zu vergiften. Der geständige Tatverdächtige sagte am Samstag aus, keine weiteren vergifteten Lebensmittel verteilt zu haben, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Der Mann sitzt nun seit Samstag in Untersuchungshaft.

Am Samstag hatte außerdem eine verdächtige, mit Flüssigkeit gefüllte Einwegspritze in einem Drogeriemarkt im rheinland-pfälzischen Speyer einen Polizeieinsatz ausgelöst. Spezialisten der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen hatten die Spritze gleich untersucht, wie die Polizei mitteilte. Darin habe sich überwiegend Wasser sowie eine zunächst nicht genauer definierte chemische Substanz befunden. Anfangs prüfte die Polizei einen Zusammenhang mit dem Lebensmittel-Erpresser, dieser bestätigte sich jedoch nicht. Die Polizei bat aber Kunden, die Verpackung von Lebensmitteln zu überprüfen, die sie nach Donnerstag in dem Markt gekauft hatten.

Der Supermarkt-Erpresser hatte damit gedroht, 20 vergiftete Lebensmittel in Umlauf zu bringen, und per E-Mail einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag gefordert. Mitte September hatte er bereits fünf Gläschen Babynahrung mit Ethylen-glycol versetzt und in einen Supermarkt in Friedrichshafen am Bodensee gebracht. Als die Polizei Bilder einer Überwachungskamera veröffentlichte, gingen Hunderte Hinweise aus der Bevölkerung ein. Einige führten schließlich zur Festnahme des Tatverdächtigen.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Alexander Boger sprach am Samstag auf einer Pressekonferenz in Konstanz von einer erdrückenden Beweislast. Bei einer Wohnungsdurchsuchung am Freitag in Ofterdingen habe man eine Flasche mit dem Gift Ethylenglycol gefunden, mit dem die sichergestellte Babynahrung in Friedrichshafen versetzt worden war. Der Vorwurf gegen den Tatverdächtigen lautet »versuchte räuberische Erpressung«. Bei einer Verurteilung drohen ihm zwischen fünf und 15 Jahren Haft. nd/dpa