nd-aktuell.de / 07.10.2017 / Kultur / Seite 9

Oh wie schön ist Katalonien

Die Grünen haben in dieser Woche die Heimatliebe entdeckt. Heimat sei Identität, hieß es sinngemäß und die grüne Spitzenpolitikerin Katrin Göring-Eckhard meinte »Wir lieben dieses Land. Es ist unsere Heimat. Diese Heimat spaltet man nicht«. Das war unverkennbar gegen die AfD gerichtet, hätte aber auch ein Kommentar zu den Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien sein können. Doch die Separatisten in Barcelona wollen auf Göring-Eckhard nicht hören. Die grüne Parteijugend wiederum hob mahnend die Faust und entgegnete den Heimatverliebten: »Heimat ist ein ausgrenzender Begriff. Deshalb taugt er nicht zur Bekämpfung rechter Ideologie.«

Nun ist aber jeder Begriff ausgrenzend, das geht gar nicht anders. Auch die Demokratie ist ausgrenzend, denn sie grenzt Nicht-Demokraten aus. Das Problem des Begriffs Heimat ist nicht die intendierte Ausgrenzung, also die Frage, wer nicht dazugehört, sondern die intendierte Inklusion, also die Frage, wer dazu gehören darf. Im Extremfall wird die Gruppe der Zugehörigen auf ein Minimum reduziert. Nicht alle haben es so gut getroffen, wie der Kleine Bär und der Kleine Tiger in Janoschs Geschichte »Oh wie schön ist Panama«. Auf der Suche nach ihrem Sehnsuchtsort Panama kommen die beiden am Ende wieder dort an, wovon sie aufgebrochen sind - in ihrer alten Heimat, die sie in ihrer Verblendung jedoch für Panama halten.

Die inkludierten Wenigen können sich in »ihrer« Heimat zwar sicher sein, zu einem exklusiven Kreis zu gehören, müssen aber mit der Unsicherheit leben, dass es noch viele andere Heimatwelten gibt. Wie das in Mitteleuropa aussehen kann, zeigt nebenstehende Karte. Anti-Heimatisten werden jetzt sagen, dass das nicht die schlechteste Zeit war. Den Katalanen aber sei gesagt: So könnte es bald in ihrer Heimat aussehen. jam Foto: Archiv