nd-aktuell.de / 10.10.2017 / Brandenburg / Seite 12

Fischsterben im See auf den Grund gehen

Wilfried Neiße

Den diesjährigen Preis der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg erhielten am Montag die Schüler des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums in Potsdam aus den Händen von Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD). Sie haben unter der fachkundigen Leitung des Chemie- und Biologielehrers Jochen Woller Umweltforschungen am Aradosee in Potsdam angestellt. Nicht einmal alle Potsdamer kennen das stille Gewässer in einer der grünen Lungen der Stadt. Doch weshalb »kippt« dieser einstige Baggersee immer mal wieder um, fragte Woller. Weshalb findet dort in Abständen ein Fischsterben statt, das Ausdruck für eine zerstörte Balance, für Sauerstoffmangel und eine Nährstoffüberflutung ist? Seit 2011 leitet Woller Schüler an, die solchen Fragen zum Aradosee sozusagen auf den Grund gehen. Sie messen die Nitrat- und Phosphoranteile in verschiedenen Monaten und unterbreiten der Stadt Vorschläge, wie das Gleichgewicht des kleinen Sees durch bessere Zuflüsse stabilisiert werden kann.

»Wir haben in Brandenburg viele solcher Baggerseen«, sagte Umweltminister Vogelsänger und lobte bei der Preisübergabe in der Schulaula die Initiative. Es sei sehr wichtig, festzustellen, wie sich bei einem künstlichen See ein natürliches Ökosystem herausbildet. »Das kann oft Jahrzehnte dauern.« Der Naturschutzpreis sei auch deshalb redlich erworben, weil die Schule Kontinuität bewiesen und ihre Beobachtungen über viele Jahre hinweg angestellt habe. Der Minister zeigte sich vor allem von der Verbindung mit der Wissenschaft beeindruckt. Die Schule hatte Kontakte zur Technischen Hochschule Wildau aufgenommen. Schüler konnten dort Experimente durchführen und Messreihen überprüfen.

»Bildung ist suchen und nicht finden«, zitierte Lehrer Woller eine Weisheit. Eine Bank spendete 1000 Euro, die in neue wissenschaftliche Geräte angelegt werden sollen.

Der Umweltminister ließ sich von den Schülern die Einzelheiten erläutern. Jenny Schrötter, Vanessa Storch und Sophia Schreinert konnten Rückfragen sachkundig beantworten. Die der Forschung geopferte Freizeit sei für sie angesichts der Ergebnisse kein Verlust, beteuerten sie. Die Gymnasiasten stellten fest, dass eine Offenhaltung und Erweiterung der Verbindung zum Flüsschen Nuthe die Wasserqualität steigen lassen könnte. Besser wäre ein zweiter »Durchstich«.

Den See gibt es seit 70 Jahren. Gebadet wird hier schon lange nicht mehr, aber geangelt. Seinen Namen erhielt der Aradosee von der Firma, die bis 1945 in der Nachbarschaft an der Aufrüstung der faschistischen Luftwaffe beteiligt war. Der größte Teil des Gebäudebestands wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt, die verbliebenen Gebäude dienten dem Verlag und der Druckerei der SED-Bezirkszeitung »Märkische Volksstimme«. Seit 1991 wird hier die aus dem SED-Blatt hervorgegangene »Märkische Allgemeine Zeitung« produziert.