nd-aktuell.de / 18.10.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

89 Millionen mal ungewollt schwanger

UNO verlangt Hilfe für Frauen in armen Ländern

Genf. Die UNO verlangt funktionierende Familienplanung und ausreichende Gesundheitsversorgung für werdende Mütter in armen Ländern. Frauen müssten über ihr Leben und mögliche Schwangerschaften bestimmen können, forderte das Bevölkerungsprogramm UNFPA am Dienstag zur Veröffentlichung des Weltbevölkerungsberichts 2017.

In armen Ländern hätten viele Frauen kaum eine Chance, über die Zahl ihrer Kinder zu entscheiden, kritisierte UNFPA-Exekutivdirektorin Natalia Kanem. Das schwäche auch die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Länder.

Laut Schätzungen der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung können 214 Millionen Frauen in Entwicklungsländern nicht verhüten, obwohl sie das möchten. Die Organisation veröffentlicht den Bericht des Bevölkerungsfonds in Deutschland. Demnach werden in ärmeren Ländern jedes Jahr 89 Millionen Frauen ungewollt schwanger - das sind 43 Prozent aller Schwangerschaften. Ungewollte Schwangerschaften führten zu 48 Millionen Abtreibungen, zehn Millionen Fehlgeburten und einer Million Totgeburten.

Die Bemühungen für eine bessere Selbstbestimmung von Frauen in ärmeren Ländern haben 2017 einen Rückschlag erlitten. US-Präsident Donald Trump will allen Organisationen, die über Familienplanung beraten, Mittel streichen. Auch das UN-Bevölkerungsprogramm ist betroffen.

Obwohl die Müttersterblichkeit weltweit zurückgeht, liegt die Rate in den ärmsten Entwicklungsländern weiter bei 436 Todesfällen pro 100 000 Geburten. In reichen Ländern kommen zwölf Todesfälle auf 100 000 Geburten.

Die Stiftung bemängelte, dass Heranwachsende oft keinen Zugang zu Verhütungsmitteln hätten. Junge Frauen aus den ärmsten 20 Prozent der Haushalte in Entwicklungsländern bekommen etwa dreimal so viele Kinder wie die aus den wohlhabendsten 20 Prozent der Haushalte. 95 Prozent der Babys heranwachsender Mütter kommen in Entwicklungsländern zur Welt. Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt gehören dort zu den häufigsten Todesursachen von Mädchen. epd/nd