nd-aktuell.de / 30.10.2017 / Unten links / Seite 1

Unten links

Das hatte sich die SPD fein ausgedacht: Zum großen Reformationsjahr wollten sie den besten Reformator ins Feld schicken, um die protestantische Päpstin mit der biblischen Amtszeit aus dem Kanzelamt zu werfen. Wie einst Martin der Mönch aus Eisleben am Harz sollte nun Martin der Buchhändler aus Würselen die Verhältnisse aus der Provinz heraus umstürzen. Und es lief so gut an: Statt schnöder 95 Thesen gab es 100 Prozent Zustimmung, dank Gutenbergscher Buchdrucktechnik ging schon das Wort vom »Sankt Martin« um die Welt, die Christen-Union stand kurz vorm Schisma. Doch kometenhaftem Aufstieg folgte der Absturz in Asche, zu sehen auf Phoenix. Da half nicht einmal das Heil in persona Hubertus. Und Sankt Martin erkannte sich im Spiegel nicht wieder - hatte er nicht an seine reformatorischen Gaben geglaubt? Oder gar vergessen, dass, wer glaubhaft reformieren will, erst einmal weit weg vom Har(t)z muss? Im Jahr 2363, zum 500. SPD-Jubiläum erfahren wir es. Im ZDF. stf