Acht Tote bei mutmaßlichem Anschlag in New York

Kleinlaster rast in Manhattan in Menschenmenge / Elf Personen schwer verletzt

  • Lesedauer: 4 Min.

New York. Ein Mann ist in New York mit einem Kleinlaster durch Fußgänger und Fahrradfahrer gerast und hat dabei mindestens acht Menschen getötet. Der 29-Jährige sei mit dem gemieteten Pick-up-Truck auf einen Fußgänger- und Fahrradweg im Stadtteil Manhattan gefahren und habe mehrere Menschen überfahren oder gerammt, teilten die Polizei New Yorks (NYPD) und Bürgermeister Bill de Blasio bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag (Ortszeit) mit. Unter den Toten waren nach Angaben der Behörden der jeweiligen Länder auch eine Belgierin sowie fünf Argentinier. Elf Menschen wurden schwer aber nicht lebensgefährlich verletzt – darunter eine Deutsche. Das erklärte das Auswärtige Amt am Mittwochmorgen. Unter den Todesopfern soll dagegen kein deutscher Staatsangehöriger sein.

Fahrzeuge waren zuletzt häufiger für Attentate auf die Zivilbevölkerung genutzt worden. Erst Anfang Juni hatten Angreifer in der britischen Hauptstadt mit einem Transporter Menschen auf der London Bridge überfahren. Knapp ein Jahr zuvor war ein islamistischer Attentäter in Nizza mit einem Lastwagen in ein Menschenmenge gerast. Im Dezember 2016 hatte der Tunesier Anis Amri einen gekaperten Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt in Berlin gesteuert.

»Das ist ein schmerzhafter Tag für unsere Stadt«, erklärte de Blasio. »Eine schreckliche Tragödie auf der Westside.« Es handele sich um einen »Terrorakt« der feigsten Art und Weise. Polizeichef James O'Neill sprach von eine »Tragödie größten Ausmaßes«. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Millionenmetropole wurden verstärkt, auch für die traditionell am Abend des 31. Oktober stattfindenden Halloween-Feierlichkeiten mit Paraden.

Auch die Bundesregierung hat sich schockiert über den Vorfall gezeigt. »Entsetzt über den schlimmen terroristischen Manhattan-Anschlag«, schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch auf Englisch auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter. Er sprach den »Opfern und Familien« sein Beileid aus und bekräftigte, Deutschland stehe an der Seite von New York.

Truck kam erst nach Kollision mit Schulbus zum Stehen

Der Vorfall ereignete sich im Südwesten Manhattans. Auf Höhe der West Houston Street fuhr der 29-Jährige mit einem von einem Heimwerkermarkt gemieteten weißen Pick-up-Truck auf einen Fußgänger- und Fahrradweg auf und passierte dort eine Strecke von etwa 20 Straßenblocks. Auf Höhe der Chambers Street direkt vor einer High School in der Nähe des World Trade Centers kollidierte der Truck mit einem Schulbus und kam zum Stehen.

Der Fahrer stieg aus dem Auto aus und rief »Allahu Akbar«, arabisch für »Gott ist groß«. Das bestätigte die Polizei. Dann hielt er zwei Waffen hoch, die sich im Nachhinein als eine Paintballpistole und ein Luftgewehr herausstellten. In der Nähe des Fahrzeugs fanden Ermittler Notizen auf Arabisch, die eine Verbindung mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nahelegten, hieß es in Medienberichten. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür jedoch zunächst nicht.

Ein Polizist schoss dem Mann in den Bauch, er wurde festgenommen und in ein Krankenhaus gebracht. Dort wurde er operiert. Beobachter erwarteten, dass er überlebt. Es werde nach niemandem mehr gefahndet, es habe sich um einen Einzeltäter gehandelt, teilten die Behörden mit. Der Mann stamme nicht aus New York, hieß es weiter. Berichten zufolge soll der Mann aus Usbekistan stammen, kam 2010 in die USA und lebte legal mit einer Green Card in den USA.

US-Präsident Donald Trump will den Vorfall indes für seine Zwecke nutzen. »Ich habe das Heimatschutzministerium gerade damit beauftragt, unser schon jetzt extremes Programm an Sicherheitsüberprüfungen zu intensivieren«, twitterte Trump . »Es ist in Ordnung, politisch korrekt zu sein, aber nicht dafür!«

Trump hat sich in seiner bisherigen Amtszeit für eine Verschärfung der US-Einwanderungspolitik stark gemacht und dies damit begründet, dass er die Terrorgefahr für die USA als sehr konkret einschätze. So wollte er ein Einreiseverbot für Menschen aus überwiegend muslimisch geprägten Ländern einführen, scheiterte damit aber vor mehreren Gerichten. Agenturen/nd

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