Neuengland will länger Tageslicht

Mehrere Bundesstaaten der USA diskutieren den Beitritt in eine andere Zeitzone

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

Boston. Der Winter naht. In Massachusetts bedeutet dies, dass die Sonne bereits gegen 16.30 Uhr untergeht. Nach der Zeitumstellung, die in den USA am 5. November stattfindet, wird es in dem US-Bundesstaat im Nordosten noch eine Stunde früher dunkel. Viele Menschen dort haben davon genug. »Ich wusste ja, dass ich in den Norden ziehe«, meint Tom Emswiler, der in der Gesundheitsbranche tätig ist und vor sechs Jahren von Washington D.C. nach Boston umgezogen ist. »Doch es war für mich der Horror, als im Dezember die Sonne schon am Nachmittag untergegangen ist.« Jetzt ist Emswiler Mitglied der Special Commission on the Commonwealth’s Time Zone. Diese setzt sich dafür ein, dass Massachusetts der Atlantischen Zeitzone beitritt, zu der die östlichen Provinzen Kanadas und Puerto Rico gehören. Dadurch hätte das US-Festland künftig eine zusätzliche Zeitzone, also vier. Massachusetts befindet sich in der Eastern Time Zone, die eine Distanz von 1300 Kilometern zwischen Michigan und dem Atlantik abdeckt.

Emswiler hatte die Überlegungen zu einem Wechsel mit einem Beitrag im »Boston Globe« angestoßen. Der Bundesstaat hat daraufhin die Kommission eingesetzt, die erörtern sollte, ob Massachusetts nicht ganzjährig die Sommerzeit einführen sollte. Doch ein Bundesgesetz von 1966 erlaubt dies Staaten können lediglich ganzjährig die Winterzeit einführen, was bislang nur Arizona gemacht hat. So ist die Idee entstanden, die Zeitzone zu wechseln. Dafür hat die Kommission viele Vorteile ermittelt. Das zusätzliche Tageslicht würde zum Energiesparen führen. Geschäfte hätten länger offen, davon würde die Wirtschaft profitieren. Auch würde es zu weniger Fällen von jahreszeitbedingten Depressionen kommen.

Doch Massachusetts kann die Entscheidung nicht alleine treffen. Es handelt sich nämlich um einen eher kleinen Bundesstaat. Seine Einwohner pendeln ständig in die Nachbarstaaten - für Schule, Arbeit, Einkaufen oder Ausgehen. Insofern müssten sich die fünf Nachbarstaaten aus Neuengland an dem Vorhaben beteiligen, also Connecticut, Maine, New Hampshire, Rhode Island und Vermont. Am besten wäre es sogar, wenn New York ebenfalls die Zeitzone wechselt.

Ein Wechsel der Zeitzone sei keine Kleinigkeit, betont auch Staatssenatorin Eileen Donoghue, die der Kommission des Bundesstaates zum Zeitzonenwechsel vorsteht. Doch der Plan hat in den Neuenglandstaaten viele Unterstützer. Donna Bailey, Abgeordnete im Kongress von Maine, hat eine Vorlage erarbeitet, nach der Maine auch in die Atlantische Zeitzone wechseln würde, falls Massachusetts und New Hampshire den Schritt gehen. Auch in New Hampshire wird überlegt, Massachusetts zu folgen. Selbst in New York steigt die Zustimmung. Die frühe Dunkelheit im Herbst und Winter würde zu einer zunehmenden Anzahl von Verkehrsunfällen führen, so Polizeichef Thomas Chan.

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