nd-aktuell.de / 06.11.2017 / Politik / Seite 3

»Talanoa« mit dem Klimasünder

Nazhat Shameem Khan leitet den Klimagipfel

Friederike Meier

»Es ist zwar sehr kalt hier, aber ich freue mich darauf, etwas vom ›Geist Fidschis‹ nach Bonn zu bringen.« Nazhat Shameem Khan sprüht vor Begeisterung. Der 56-Jährigen mit den kurzen schwarzen Haaren ist auch nach Monaten der Klimagipfelvorbereitung keine Müdigkeit anzumerken.

Dabei steht ihr eine schwierige Aufgabe bevor. Ihr Heimatland Fidschi richtet in diesem Jahr den UN-Klimagipfel aus. Und sie wird als Chefverhandlerin die Gespräche leiten. Es ist die erste Klimakonferenz, seit die USA verkündet haben, aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen zu wollen. Shameem Khan will ein starkes Zeichen für das Abkommen setzen - während die USA noch am Verhandlungstisch sitzen.

Schaffen will sie das mit »Talanoa«: »Bei Talanoa teilt man Geschichten über seine Erfahrungen miteinander. Das baut Vertrauen auf und hilft Lösungen zu finden.«

Eine Herzensangelegenheit ist ihr der Gender Action Plan, der auf dem Gipfel verabschiedet werden soll. Damit soll der Frauenanteil in den Klimaverhandlungen höher werden. 2016 waren nicht einmal 20 Prozent der Delegationsmitglieder Frauen. Shameem Khan weiß, wie es ist, als erste Frau in einer Männerdomäne zu arbeiten. Sie war 1999 die erste Richterin am Obersten Gerichtshof in Fidschi.

In ihrem Land ist Shameem Khan - seit 2014 ständige UN-Botschafterin von Fidschi in Genf - nicht unumstritten. Ihr wird vorgeworfen, als Richterin den Militärputsch legalisiert zu haben, mit dem Präsident Frank Bainimarama 2006 an die Macht kam. Sie beruft sich auf eine Abmachung, nach der Gerichte während solcher Vorkommnisse weiterarbeiten sollten. Bainimarama, der den Klimaverhandlungen vorsitzt, wurde 2014 im Amt bestätigt.

Besonders freut sich Shameem Khan auf die Zusammenarbeit mit Deutschland, das Fidschi bei der Ausrichtung des Gipfels unterstützt. Auch mit Polen wird sie zusammenarbeiten, in Katowice findet die nächste Konferenz statt. Ein ungleicheres Paar als das vom Klimawandel bedrohte Entwicklungsland Fidschi und das Kohleland Polen, das in der EU schärfere Klimagesetze blockiert, ist kaum vorstellbar. Aber Shameem Khan bleibt ruhig und entschieden: Für Polen gelte das gleiche wie für US-Präsident Donald Trump: Bei der Klimabilanz sei kein Land perfekt. »Es ist aber sehr wichtig, dass wir zusammenarbeiten. Das ist die Bedeutung von Talanoa!«

Der einzige Grund, weshalb sie sich nicht auf den Gipfel freut, ist ihr Geburtstag. Der ist am 16. November, zwei Tage vor Ende der Veranstaltung: »Ich habe noch keine Pläne, zu feiern«, lacht sie.