Heiligenstadt. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, hat als Reaktion auf die rassistischen Äußerungen von AfD-Fraktionschef Alexander Gauland das thüringische Eichsfeld besucht. Gauland hatte ihr im Bundestagswahlkampf[1] den katholisch geprägten Landstrich empfohlen, um zu sehen, »was spezifisch deutsche Kultur ist«[2]. Die SPD-Politikerin zeigte sich am Samstag mit dem Besuch in der Region im Norden Thüringens zufrieden.
Sie sei von den Menschen in Heiligenstadt herzlich aufgenommen worden, sagte Özoguz der Deutschen Presse-Agentur. Es sei aber auch deutlich geworden, dass es noch viel Gesprächsbedarf in Fragen der Integration gebe.
Gauland hatte mit seiner Äußerung zu Özoguz für Empörung gesorgt. Bei einem Wahlkampfauftritt in Thüringen hatte er gesagt: »Ladet sie mal ins Eichsfeld ein, und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können.« Gauland bezog sich damals auf einen Zeitungsbeitrag der Deutsch-Türkin Özoguz, in dem sie erklärt hatte, eine »spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar«. Sie hat den Satz inzwischen relativiert.
Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke nutzte den Besuch von Özoguz Besuch im Eichsfeld, um erneut zu provozieren. Er sei sicher, »dass sie dort genügend Belege für die reichhaltige deutsche Kultur gefunden hat, die sie bislang nur in der Sprache zu erkennen glaubte«, sagte der völkische Nationalist laut einer AfD-Mitteilung.
Beim Eintreffen der Politikerin hatte ein Grüppchen von nur vier Protestierenden Plakate in die Höhe gehalten. »Lieber Eichsfelder Kultur als Kultur vom Bosporus« war auf einem davon zu lesen.
Özoguz besichtigte in Heiligenstadt eine katholische Einrichtung, in der unter anderem auch Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten geleistet wird. Dort sei sie auch mit Anwohnern ins Gespräch gekommen, erzählte sie. Diese hätten unter anderem berichtet, dass es zu sehr harmonischen Treffen zwischen Frauen aus unterschiedlichen Kulturen gekommen sei. dpa/nd