Joachim Löw erhöht den WM-Druck

Der Bundestrainer hat ein Luxusproblem im Mittelfeld

  • Thomas Nowag und Oliver Mucha
  • Lesedauer: 3 Min.

Für Ilkay Gündogan stellt sich die Frage nicht einmal im Ansatz. Wenn Bänder, Sehnen und Gelenke es zulassen, »dann bin ich mir sehr sicher, dass ich bei der WM dabei werde«, sagt der Mittelfeldspieler von Manchester City bestimmt. Sehr sicher? Das überrascht. Bundestrainer Joachim Löw, der »Härtefälle« ankündigt, hat auf der Sechserposition ein unglaubliches Überangebot. Ein Luxusproblem.

Toni Kroos ist als Metronom des Aufbauspiels unverzichtbar. Sami Khedira stand dieses Jahr im Finale der Champions League, Sebastian Rudy wird fast sicher mitfahren, weil er notfalls hinten rechts Joshua Kimmich ersetzen kann. Leon Goretzka hat sich beim Confed Cup als offensivere Variante extrem aufgedrängt, Emre Can ist Stammspieler beim FC Liverpool. Löw mag auch Julian Weigl von Borussia Dortmund, der diesmal gar nicht dabei ist. »Wir werden Entscheidungen treffen, die hart sind für einige Spieler«, sagt Löw. Ob es prominente Namen erwischen wird? »Das kann schon sein.«

Kleine Korrektur: Es wird so sein. 23 Plätze sind im Aufgebot für die WM 2018 in Russland zu vergeben - da genügt eine einfache Rechnung: Drei Torhüter, vier Innenverteidiger, drei Außenverteidiger, viele Offensive, wahrscheinlich drei Stürmer. Es bleiben wohl vier Plätze für mindestens sieben ambitionierte und/oder verdiente Nationalspieler, darunter mit Kroos und Khedira zwei Weltmeister. Löw am Donnerstag noch einmal bekräftigte »klare Überzahl von Spielern«.

Als der Bundestrainer letztens seine »Unersetzlichen« aufzählen sollte, nannte er auch: Khedira. »Sami, Manuel Neuer, Mats Hummels und Jerome Boateng können jungen Spielern bei einem Turnier viel mitgeben und ihnen in verschiedenen Situationen helfen«, sagte Löw. »Auch über Toni Kroos brauchen wir nicht zu reden.« Er wird vor seiner Entscheidung unzählige Varianten und Paarungen durchdenken. Gegen Panama gibt es andere Anforderungen als gegen Argentinien, mal muss zerstört werden, mal angerannt. Vielseitigkeit ist ein großes Plus. »Ich will nicht alles verschieben, wenn mal einer ausfällt. Wir müssen auch mindestens zwei Systeme jederzeit abrufen können«, fordert Löw.

Khedira nimmt diese Herausforderung gerne an - ein Schuss Rivalität sei gesund und der Leistung förderlich. »Ich bin unheimlich froh, mit solchen tollen Konkurrenten zusammen zu sein, weil sie mich auch zu Höchstleistungen pushen«, sagte der 29-Jährige am Donnerstag in Berlin: »Wir brauchen in Russland die besten Spieler.« Dennoch: Löw hat den Druck erhöht, das werden die Spieler spüren. »Wir werden ganz genau hinschauen, welche Form sie im Verein haben«, sagte der 57-Jährige, »wir Trainer haben natürlich für jede Position ein Spielerprofil im Kopf. Wer ist wie weit? Wer hat wo Nachholbedarf?«

Bei Ilkay Gündogan ist es derzeit noch die Fitness: Er sieht sich nach seiner langen Pause wegen eines Kreuzbandrisses gearde bei »70 oder 80 Prozent«. Seinem Selbstbewusstsein schadet das offenbar nicht. SID/nd

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