nd-aktuell.de / 11.11.2017 / Politik / Seite 2

Roter Mediator

Personalie: Harald Wolf soll Geschäftsführer der LINKEN im Bund werden

Martin Kröger

Parteiintern waberte das Gerücht seit Längerem. Am Freitag wurde es offiziell: Harald Wolf soll den Posten des Bundesgeschäftsführers in der Linkspartei übernehmen. Der 61-jährige Berliner folgt damit auf Matthias Höhn. Gebraucht wird für den Posten jemand, der vermitteln kann - zwischen Vorstand und Fraktionsvorstand, zwischen den Flügeln. Für den Job als roter Mediator könnte Wolf der Richtige sein.

Bei den Reformern vom »forum demokratischer sozialismus« (fds) ist er anerkannt, weil Wolf selber als Realo gilt und er als einer der wenigen Linkspartei-Politiker tatsächlich Regierungserfahrung mit Rot-Rot gesammelt hat - nämlich als Bürgermeister und Wirtschaftssenator Berlins. Seine wirtschaftspolitischen Erfahrungen, die er zuletzt für die Rekommunalisierung des Energiesektors und die Mobilitätswende einsetzte, brachte er seit 2014 auch in den Bundesvorstand der LINKEN ein.

Wolf wird aber auch von den anderen, radikaleren Flügeln in der Linkspartei respektiert. Für Aufsehen über Berlin hinaus sorgte beispielsweise seine selbstkritische Aufarbeitung der rot-roten Regierungsperiode, die er 2016 in einem Buch veröffentlichte. Und wenn es im Berliner Landesverband Konflikte gab, war der Ex-Senator sich nicht zu schade, auf Veranstaltungen zu vermitteln. Zudem rechnen viele Harald Wolf seine linke Vita an: Als alter Marxist, Ex-Mitglied der Alternativen Liste und mit seinem Übertritt zur PDS 1990 hat er viele Höhen und Tiefen der Linken mitgemacht.

Als Charismatiker gilt Wolf freilich nicht. Seine trockene, brummelige Art wird häufig belächelt. Wobei oft verkannt wird, was für einen Strategen die LINKE in Berlin an ihm hat, der am Ende sogar in der Wirtschaft Anerkennung genoss. Vielleicht ist aber gerade so einer jetzt nötig: ein Stoiker, der das schlingernde Schiff der LINKEN in ruhige Gewässer steuert. Mit dem Einspringen, wenn die Partei ruft, hat der gebürtige Hesse jedenfalls seine Erfahrungen: 2002 musste er nach dem Rücktritt Gregor Gysis als Wirtschaftssenator in Berlin ran - er blieb es für neun Jahre. Solange muss es diesmal wohl nicht dauern.