nd-aktuell.de / 13.11.2017 / Sport / Seite 18

Mats Hummels - ein würdiger Kapitän

London. Mats Hummels hat jetzt drei Löcher in den Schuhen. Vor seinem ersten Auftritt als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft stieß er sich auch noch den kleinen Zeh an und griff erneut zur Schere, um den schmerzhaften Druck zu lindern. »Das ist unglaublich«, sagte Hummels schmunzelnd. Seine Leistung litt bei der Nullnummer gegen England im Wembleystadion unter dem löchrigen Schuhwerk nicht - im Gegenteil. Er beeindruckte als Abwehrchef und scheute danach selbst den Vergleich mit Franz Beckenbauer nicht. »Das ist eine große Ehre. Ich fühle mich sehr geschmeichelt. Ich würde nicht widersprechen. Das gefällt mir gut«, sagte der 28-Jährige und ergänzte: »Von der Spielweise her versuche ich das schon auch so zu machen.«

Seine Außenristpässe ganz im Stile des Kaisers fanden im Wembleystadion zwar nicht immer ihr Ziel, doch mit seiner Souveränität, Übersicht und Ruhe war Weltmeister Hummels in seinem 61. Länderspiel der unumstrittene Chef der DFB-Auswahl. »Mats hat die Abwehr sehr, sehr gut organisiert. Er war in der Defensive der Stabilisator«, lobte Joachim Löw. Der Bundestrainer weiß, wie wichtig Hummels in Topform für die Mannschaft ist. In Abwesenheit von Manuel Neuer und Thomas Müller schickte er den Münchner erstmals als Kapitän aufs Feld. »Das war definitiv ein schöner Moment«, sagte Hummels, der wie Beckenbauer die Nummer 5 trägt und im Scherz »Libero« gerufen wird.

Seine Stärke im Spielaufbau ist eine Waffe, sein Zweikampfverhalten, wie hier im Bild gegen Englands Tammy Abraham, und das Kopfballspiel sind weitere. Hummels darf sich deshalb zum exklusiven Klub der »Unantastbaren« zählen, wie Teammanager Oliver Bierhoff jene Spieler nennt, die, sofern sie nicht verletzt sind, immer ihren Platz im Team sicher haben.

Hummels ist ein Musterprofi, skandalfrei, intelligent und reflektiert, bisweilen ironisch. Ihm wird vertraut. Er erlaubt sich Haltung und Meinung, was bei Spitzenfußballern nicht mehr allzu weit verbreitet ist. So war er im Sommer auch einer der ersten, der sich der internationalen Initiative Common Goal anschloss, die soziale Projekte weltweit unterstützt. Er spendet dafür ein Prozent seines Gehaltes. SID/nd

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