nd-aktuell.de / 22.11.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

US-Regierung geht gegen Großfusion vor

Hat Klage gegen Pläne von AT&T und Time Warner auch mit Feindschaften und Kumpanei Trumps zu tun?

Washington. In einem politisch aufgeladenen Wirtschaftskrimi versucht das US-Justizministerium die Fusion des Medienunternehmens Time Warner mit dem Kommunikationsriesen AT&T zu verhindern. Das Justizministerium reichte am Montag vor einem Bundesgericht in Washington Klage gegen den Milliardendeal ein. »Die geplante 108-Milliarden-Dollar-Übernahme würde den Wettbewerb deutlich verkleinern und im Ergebnis zu höheren Preisen und weniger Innovation für Millionen Amerikaner führen«, hieß es zur Begründung. Verbraucherschutzorganisationen begrüßten die Ankündigung.

AT&T kündigte an, um die geplante Übernahme kämpfen zu wollen. Das Geschäft hätte nach Ministeriumsangaben ein Volumen von 108 Milliarden Dollar (92 Milliarden Euro) gehabt.

Kritiker werfen der Regierung von Präsident Donald Trump vor, mit dem staatlichen Einschreiten vor allem die Abspaltung von CNN betreiben zu wollen. Der Nachrichtensender, der zur Time-Warner-Tochter Turner gehört, gilt seit Monaten als »Feindsender« Trumps. Der Präsident wird dort meist in kritischem Licht dargestellt. Außerdem gilt die Fusion als Dorn im Auge von Trumps Freund Rupert Murdoch. Die Unternehmensgruppe 21st Century Fox des Medienzaren konkurriert mit Time Warner auf mehreren Gebieten, unter anderem bei Hollywood-Film- und Fernsehproduktion sowie deren Weiterverwertung.

Das Justizministerium begründete seinen Einspruch mit negativen Folgen für die US-Verbraucher. Die Kosten für Kabel-Abos würden steigen, die Innovationskraft sinken. Die Behörde befürchtet zudem, dass von Time Warner produzierte Inhalte nicht mehr von anderen Kabelanbietern verbreitet werden könnten oder dafür immens hohe Gebühren aufgerufen würden.

AT&T hält die Argumente nicht für stichhaltig. Das Unternehmen sei zuversichtlich, dass das Gericht die Behauptungen zurückweisen und den Kauf erlauben werde, sagte Chefanwalt David McAtee. dpa/nd