nd-aktuell.de / 22.11.2017 / Politik / Seite 8

Hisbollah will Irak verlassen

Zahlreiche Tote nach Bombenattentat im Norden

Beirut. Die libanesische Hisbollah-Miliz will sich nach einem vollständigen militärischen Sieg über die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus Irak zurückziehen. Die schiitische Hisbollah habe für den Kampf gegen den sunnitischen IS »viele« Kommandeure und Kämpfer in den Irak geschickt, sagte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah am Montagabend in einer Fernsehansprache. Wenn dieser Kampf vorbei sei, gebe es »keinen Bedarf« mehr für ihre Anwesenheit. Am Freitag hatte die irakische Armee mit der Ortschaft Rawa die letzte von der IS-Miliz kontrollierte Stadt zurückerobert. Die Hisbollah sei nun der Meinung, »dass die Mission erfüllt ist«, so Nasrallah. Sie warte aber noch auf die »endgültige Bekanntgabe des Sieges« durch Bagdad. Die Hisbollah-Kämpfer würden dann »zurückkehren« und in die andere Gebiete geschickt werden, »wo sie gebracht werden«. Hisbollah-Kämpfer sind in Irak vor allem als Berater und Ausbilder der ebenfalls schiitischen Hasched-al-Schaabi-Milizen im Einsatz.

Unterdessen sind bei der Explosion einer Autobombe in der nordirakischen Stadt Tus Churmatu zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Aus Sicherheitskreisen hieß es am Dienstag, mindestens 15 Menschen seien getötet worden. Laut anderen Quellen soll sich ein Selbstmordattentäter auf einem belebten Obst- und Gemüsemarkt in die Luft gesprengt und mindestens 21 Menschen mit in den Tod gerissen haben. 50 Menschen seien verletzt worden.

Zunächst war unklar, wer für die Explosion verantwortlich ist. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte sich in der Vergangenheit zu zahlreichen Attentaten in Irak bekannt. Tus Churmatu, rund 180 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad, ist ein Ort, in dem Kurden, Araber und Turkmenen leben. Er gehört zu den Gebieten, auf die sowohl die Zentralregierung in Bagdad als auch die kurdische Regionalregierung in Nordirak Anspruch erheben. Im Konflikt um das kurdische Unabhängigkeitsreferendum hatten Truppen der Zentralregierung Tus Churmatu Mitte Oktober unter Kontrolle gebracht. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit kurdischen Peschmerga-Kämpfern. Die Stadt war Schauplatz tödlicher Gewalt. Schon seit längerem ist die Lage zwischen Kurden und Turkmenen dort angespannt. Agenturen/nd