nd-aktuell.de / 25.11.2017 / Kultur / Seite 39

Wie’s eben zugeht in Berlin

Felix Huby und sein Hauptkommissar Heiland aus dem Schwabenland

Jan Eik

Mit den Amtsstuben von Mordkommissaren und ebenso mit den dortigen Querelen und Hahnenkämpfen ist heutzutage jeder Krimi-Konsument bestens vertraut. Wohl kaum eine Berufsgruppe samt professionellem und familiärem Umfeld erfreut sich einer so starken Präsenz im Fernsehen und der einschlägigen Literatur wie die Damen und Herren, deren Kollegen Kriminalisten in der DDR einst in der MUK tätig waren.

• Felix Huby: Heiland.[1] Kriminalroman.
Gmeiner Verlag, 250 S., geb., 18 €.

Dass nur die besten Kommissare in unserer hochkriminellen Hauptstadt agieren, wundert den Kenner der Verbrechensstatistik nicht. Anders als in der Realität werden allerdings im Roman kaum 800 Einsatzkräfte tätig, um drei Vertreterinnen des horizontalen Gewerbes und zwei Zuhälter wegen vermeintlicher Steuerverkürzung festzunehmen, wie in Berlin geschehen - und vergessen.

Nein, in diesem Roman »Heiland« geht es zu, wie es eben in Berlin zugeht: Im Westhafen wird die Leiche eines erschossenen Chef-Ganoven mit düsterer Vergangenheit unter einem Betonklotz hervorgezogen, zwei Jugendgangs bekriegen einander, Streetworker kämpfen gegen Windmühlen, Multi-Kulti herrscht auch im kriminellen Milieu. Da wird bedroht, genötigt, gedealt und geschossen, sogar auf einen leibhaftigen Hauptkommissar der Mordkommission.

Heiland heißt der und stammt - wie es keineswegs der Zufall sondern vielmehr der Autor Felix Huby will - natürlich aus dem schönen Schwabenland. Die Liebe hat Peter Heiland schon etliche Fälle zuvor in die kriminelle Metropole getrieben, und jetzt verhindert in letzter Minute beinahe ein besonders arger Übeltäter, dass der Zugewanderte Vater wird.

Dabei zeigt sich der Mann aus der Provinz, der klischeegemäß noch immer in der »wilden Gegend um die Schönhauser Allee« haust, (aber demnächst an den Kaiserdamm ziehen wird), jeder Situation gewachsen. Egal ob in üblen Kneipen, im trendigen Fitness-Studio oder im exquisiten Puff - sämtlich im Westen der Stadt gelegen - weiß er stets das Rechte zu tun und klärt quasi nebenbei eine folgenreiche Aktenmanipulation in der eigenen Behörde. Der Fall Amri lässt grüßen.

Ganz alleine muss der wackere Heiland das alles nicht durchstehen und darf sich dabei nicht von der schönen Afrikanerin Vanna verwirren lassen. Sein Landsmann Finkbeiner und eine Reihe Berliner Kriminalstatisten stehen ihm stets zum rechten Augenblick bei. Als zur Verstärkung auch noch Opa Henry aus Riedlingen im Donautal gleich hinter der Schwäbischen Alb anrückt, kann nichts mehr schiefgehen bei der endgültigen und überraschenden Klärung des Mordfalls.

Beiläufig geht es außerdem um Frauenhandel, Rauschgift und viel Geld, wobei sich die kleinen Ganoven erwartungsgemäß nur als Handlanger feinerer Leute erweisen. Felix Huby durchschaut die Gesellschaft, in der er lebt und erzählt das alles stringent und lebendig, wie es sich für einen Altmeister des deutschen Krimis ziemt.

Dietz-Werner Steck, prominenter Darsteller des von Huby erfunden Kommissars Bienzle, ist vor einem halben Jahr gestorben. Huby und Heiland aber können und wollen es nicht lassen: Unermüdlich bleiben sie dem Verbrechen auf der Spur.

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