nd-aktuell.de / 02.12.2017 / Politik

Tausende blockierten AfD-Parteitag

Holocaust-Überlebende ruft zur Solidarität mit Flüchtlingen auf / Proteste verzögerten Beginn des Treffens

Hannover. Mehrere Tausend Menschen haben am Samstag in Hannover gegen die AfD und deren Bundesparteitag protestiert. Mit Straßenblockaden versuchten Hunderte Demonstranten am Morgen, die Anreise der AfD-Politiker in das hannoversche Congress Centrum zu stören. Der Parteitag begann daher etwa einer Stunde später als geplant. Das Treffen wurde mit einem massiven Polizeieinsatz gesichert.

Die Holocaust-Überlebende Marianne Wilke rief bei einer Kundgebung gegen die AfD zur Solidarität mit Opfern von Rassismus in allen Ländern aufgerufen. »Und vor der eigenen Haustür müssen wir solidarisch sein mit allen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen mussten«, sagte die 88-Jährige am Samstag vor dem Congress Centrum.

Ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften, Parteien und Antifaschisten hatte zum Protest aufgerufen, der größtenteils friedlich ablief. Zur Auftaktkundgebung kamen der Polizei zufolge mehr als 4.000 Demonstranten. Viele von ihnen schwenkten bunte Flaggen mit Aufschriften wie »Refugees welcome« oder »Rassismus ist keine Alternative«. Im Anschluss machte sich laut Polizei ein Demonstrationszug mit etwa 6.500 Teilnehmern auf den Weg in die Innenstadt.

Es sei unmöglich, im heimischen Wohnzimmer sitzenzubleiben, wenn in einem Land, in dem Millionen Menschen wegen ihrer Abstammung oder politischen Gesinnung von den Nationalsozialisten ermordet wurden, »Faschisten erneut das politische Klima vergiften«, sagte Wilke weiter. Die Vergangenheit dürfe nicht vergessen werden. Die Würde des Menschen sei unantastbar, unabhängig von Religion oder Hautfarbe.

Sigmar Walbrecht vom Niedersächsischen Flüchtlingsrat sagte, die »Alternative für Deutschland« (AfD) habe für gesellschaftliche Probleme wie Armut oder Klimawandel keine solidarischen Lösungen. Stattdessen biete sie Menschen mit rassistischem, antisemitischem oder sexistischem Gedankengut eine politische Heimat. »Ein Tabuthema folgt dem nächsten.« Er forderte die Politik auf, Rechtspopulisten entgegen zu treten und keine Zugeständnisse zu machen wie etwa eine Obergrenze für Flüchtlinge oder verschärfte Abschiebegesetze.

Im Einsatz die Straßenblockaden hatten Einsatzkräfte am Morgen Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt, wie ein Sprecher der Polizei dem epd sagte. Absperrgitter und NATO-Stacheldraht sollten mögliche Angriffe verhindern. Sowohl aufseiten der Demonstrierenden wie auch unter den Beamten habe es Verletzte gegeben, hieß es. Mehrere Protestierende seien in Gewahrsam genommen worden. Agenturen/nd