nd-aktuell.de / 27.03.2007 / Kultur

Untergang

TV-vorab: Zeitbombe

Zukunftskatastrophen vorherzusagen, ist in: Die demografische Zeitbombe tickt; Überbevölkerung wird den Klimawandel anheizen; jeder Zweite wird künftig unterhalb der Armutsgrenze leben; Jugendliche werden gewaltsam gegen ältere Menschen vorgehen. So zumindest sehen die Weltuntergangsfantasien im arte-Themenabend »2030 - Die demographische Zeitbombe« unter Regie von Olivier D'Angely aus. Als Experten sind Wirtschaftswissenschaftler, Demografen und Astrophysiker herangezogen. Deren Theorien stimmen pessimistisch: Ob wohl der Niedergang der Wissenschaften den in der Sendung prognostizierten Zerstörungsszenarien vorausgegangen ist? Erschütternd ist die diskriminierende Sprache: Werden Europa zukünftig neue Wirtschaftsmächte wie »Chindia« - China und Indien - dominieren? Man stelle sich umgekehrt vor, wie wir Europäer es wohl fänden, würden chinesische Fernsehjournalisten ähnlich daher schwadronieren: Möglicherweise könnte diese ja »Frankdeutschreich« überrollen! Gern wird zudem der Generationenstreit in der Republik im Militärjargon angestachelt. Von »Rentnerheeren« ist die Rede, die sich in französischen Küstengebieten breitmachten, »ganze Regionen« in »medizinische Vergnügungszentren« verwandelten. Die Fernsehmacher haben auch schon die Folgen ausgemacht: Junge Menschen vertreiben »Scharen« von Alten mit Brandsätzen. All dies wird ausgiebig erörtert. Wir Zuschauer fragen uns allerdings langsam, ob das angeblich zu erwartende Schreckenszeitalter nicht längst über uns hereingebrochen ist. Haben gewissenlose Boulevardjournalisten etwa unsere öffentlich-rechtlichen Fernsehredaktionen bereits okkupiert? Heute, nicht 2030. duep »2030 - Die demographische Zeitbombe«, arte, 20.42 Uhr