Weniger Insolvenzen gemeldet

Rückgang bei Firmen und Verbrauchern

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Frankfurt am Main. In Deutschland geht die Zahl der Insolvenzen weiter zurück. Bis zur ersten Dezemberwoche 2017 seien von dem Verband der Vereine Creditreform in Neuss rund 116 000 Fälle von Zahlungsunfähigkeit registriert worden, sagte der Hauptgeschäftsführer Volker Ulbricht am Dienstag in Frankfurt am Main. Dies seien 6590 Fälle weniger als 2016. »Die Zahl hat sich bereits das siebte Jahr in Folge verringert und damit den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2003 erreicht«, sagte Ulbricht. Für 2018 werde ein weiterer Rückgang der Pleiten auf 107 000 bis 113 000 Fälle erwartet, davon 66 000 bis 68 000 Verbraucherinsolvenzen.

Nach den Angaben von Creditreform gibt es in diesem Jahr sowohl bei den Verbraucherinsolvenzen (minus 6,7 Prozent) als auch bei den Unternehmensinsolvenzen (minus 6,3 Prozent) einen Rückgang. So hätten im Jahresverlauf insgesamt 72 100 Verbraucher Insolvenz angemeldet, 5160 weniger als 2016. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ging von 21 500 auf 20 200 zurück. Eine geringere Zahl habe es zuletzt vor 23 Jahren gegeben, sagte Ulbricht.

Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, der unter anderem als Wirtschaftsauskunftei agiert, führte diese Entwicklung auf die »günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Verbraucher und Unternehmen« zurück. Die Arbeitslosigkeit sei spürbar zurückgegangen und die Tariflöhne seien real gestiegen. Zudem seien die finanziellen Belastungen für Kreditnehmer durch preiswerte Finanzierungen und Umschuldungen geringer als in den Vorjahren gewesen. Die Unternehmen profitierten vor allem von der kräftigen Binnennachfrage.

Insgesamt lägen die Insolvenzschäden in diesem Jahr bei geschätzt 26,6 Milliarden Euro und damit knapp unter dem Vorjahreswert von 27,5 Milliarden Euro, rechnete Ulbricht vor. In den insolventen Unternehmen seien rund 198 000 Arbeitsplätze weggefallen beziehungsweise bedroht. Allein bei Air Berlin seien rund 8600 Stellen vernichtet worden. Insolvenz hätten auch die Tempton-Personaldienstleistungen GmbH in Essen mit rund 6000 Arbeitsplätzen, der Küchenbauer Alno in Pfullendorf und die Rickmers Holding AG in Hamburg mit jeweils 2.200 Stellen sowie die »SolarWorld AG« in Bonn (1800 Arbeitsplätze) anmelden müssen.

Allerdings entfiel das Gros der insolventen Unternehmen auf Kleinstfirmen, ergänzte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Michael Bretz. Rund 83 Prozent der insolventen Unternehmen hätten maximal fünf Beschäftigte gehabt. Einen »ersten Dämpfer« hätten in diesem Jahr auch von Gruppen finanzierte Unternehmungen, sogenannte Crowdfunding-Investments, und deren Anleger erhalten. Fast 79 Prozent der Insolvenzen stammten aus dem Handel oder Dienstleistungsgewerbe (2016: 76,1 Prozent). Überdurchschnittlich stark ausgeprägt seien die Rückgänge der Insolvenzen mit minus 13,9 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe und mit minus 11,7 Prozent im Bausektor gewesen. epd/nd

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