Telefonie quergebürstet

  • Tim Zülch
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Solidarökonomie soll in dem Bereich der Telekommunikation Einzug halten. Das zumindest möchte die Initiative mit dem Arbeitstitel »Open Telecom« in Kooperation mit anderen gemeinschaftlich organisierten Projekten umsetzen.

»Die Hürden und Herausforderungen sind in der Tat sehr hoch«, gibt Andreas Salam unumwunden zu. Er ist ein Mitstreiter der neuen Initiative und gleichzeitig Geschäftsführer einer Leipziger IT-Managementfirma. Zusammen mit derzeit 16 anderen Menschen aus diversen gemeinschaftlich orientierten Projekten hat er sich vorgenommen, eine alternative Internet- und Telefongesellschaft zu gründen, die sich speziell an Ökodörfer oder Kommunen auf dem Land wendet. Dort bestehen nach wie vor große Schwierigkeiten, an leistungsfähige DSL-Anschlüsse zu kommen, da der diesbezügliche Ausbau mit Glasfaserkabeln nur langsam vorankommt.

Doch geht es den Initiatoren, die sich um das Team von »Wandel IT Services« organisieren, nicht nur darum, Internetzugang zur Verfügung zu stellen. In der Gründungsmitteilung heißt es dazu: »Die vertretenen Gemeinschaften und Initiativen setzen bisher stark auf Insellösungen, etwa bei Buchhaltungs- oder Seminarplanungssoftware. So entstand die Idee, für neu gegründete Initiativen ein Software-Starterpaket zu schnüren.«

Mitglieder der Kommune Niederkaufungen, des Ökodorfs Sieben Linden oder der Lebenstraumgemeinschaft Jahnishausen - dort lebt auch Andreas Sallam, sind an dem Vorhaben beteiligt. Dieses soll nun bald konkret werden. So ist im Februar 2018 eine formelle Unternehmensgründung in Form einer Unternehmergesellschaft UG anvisiert. In der Folge könnte ein Telekommunikationsunternehmen bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden.

Dann spätestens sollte auch die Frage des Namens geklärt sein, da dafür unterschiedliche Ideen im Raum stehen. »Open Telecom«, »teleCommons« oder »Open teleCommons« sind diesbezügliche Ideen. Erste Gespräche mit dem Wirtschaftsministerium zur politischen Akzeptanz einer solchen Initiative hätten bereits stattgefunden, so Sallam. Von dort und von vielen anderen Seiten habe er sehr »positives Feedback« erhalten. Dennoch ist das Vorhaben sicher kein Heimspiel: »Das Ganze ist ein Moloch und unglaublich kompliziert«, so Sallam.

Dem Projekt würde es nicht direkt darum gehen, Glasfaserkabel zu verlegen - den Fokus sieht Sallam vor allem in der »Abstimmung mit den Gemeinden und anderen Netzbetreibern«. Darüber hinaus könnte das Unternehmen »cloudbasierte« Telefonanlagen für Gemeinschaften anbieten, wodurch hohe Kosten für eine lokale Hardware entfallen. Zusätzlich könnte ein angemeldetes Telekommunikationsunternehmen auf Fördertöpfe zum Ausbau der digitalen Infrastruktur zugreifen, was für Lebensgemeinschaften oder Initiativen nicht möglich ist. »Beantragt werden können die Mittel nur von Städten/Kommunen oder von Firmen, die als Netzbetreiber akkreditiert sind«, heißt es dementsprechend im Konzeptpapier der Initiative.

Sallam ist trotz der Herausforderungen zuversichtlich, die Idee umsetzen zu können: »Es wird viel entwickelt, was die Welt nicht braucht, nur um Profit zu erzielen. Ich bin mir aber sicher, dass der Bedarf für ein alternatives TK-Unternehmen in Ökodörfern und ländlichen Gemeinschaften groß ist.«

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