nd-aktuell.de / 14.12.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 17

Kein umfassender Schutz für Aale

Fischereiminister einigen sich auf Fangquoten

Brüssel. Deutsche Fischer dürfen 2018 mehr Hering aus der Nordsee ziehen als 2017. Die Fangmenge steigt nach einer Einigung der EU-Fischereiminister vom Mittwoch um 25 Prozent auf rund 64 700 Tonnen. Beim Kabeljau erhöht sich die Quote für Deutschland um zehn Prozent. Einschränkungen gibt es bei der Scholle (minus 13 Prozent). Für Seelachs ist ein Plus von sechs Prozent vorgesehen. Die Fangmenge für Deutschland erhöht sich damit auf rund 11 000 Tonnen. Bei der Ma-krele sinkt sie um 20 Prozent.

Die EU-Minister legen jedes Jahr die Gesamtfangmengen für die Nordsee und den Nordost-Atlantik fest. Nach festen Verteilschlüsseln werden dann die nationalen Fangmengen bestimmt. Zuvor gibt die EU-Kommission Empfehlungen auf Grundlage wissenschaftlicher Gremien, die den Zustand der Bestände untersucht haben. Dabei müssen die Interessen der Fischfangindustrie gegen Naturschutzbelange abgewogen werden.

Angesichts der bedrohten Bestände soll 2018 eine dreimonatige Schonfrist für den Aal in Ostsee, Nordsee und Atlantik gelten. Die Frist können die Länder zwischen Ende September 2018 und Ende Januar 2019 legen. Die Kommission hatte ein komplettes Aalfangverbot für das kommende Jahr vorgeschlagen, setzte sich aber nicht durch.

Seit 2007 gibt es Aal-Bewirtschaftungspläne, die nach Ansicht von Umweltschützern aber nicht ausreichen, um die Bestände zu schützen. Der Internationale Rat für Meeresforschung empfiehlt, die Sterblichkeit von Aalen zu senken. Deutsche Fischer fangen auf See pro Jahr etwa 49 Tonnen Aal - zwei Prozent des EU-Aalfangs.

Umweltschützer zeigten sich enttäuscht: »Die kurze Schonzeit wird den Aal nicht retten«, meinte Thilo Maack von Greenpeace. Die Minister nähmen in Kauf, dass der europäische Aal aussterbe. Auch für viele andere Speisefische seien die Quoten höher angesetzt, als es Wissenschaftler empföhlen. »Die Fortschritte sind zu gering, um der Überfischung bis 2020 ein Ende zu setzen«, sagte der Direktor der Meeresschutzorganisation Oceana, Lasse Gustavsson. dpa/nd

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