nd-aktuell.de / 14.12.2017 / Berlin / Seite 9

BER: Noch mehr Verzug eingeräumt

Der künftige Hauptstadtflughafen BER könnte mit neun Jahren Verspätung an den Start gehen

Tomas Morgenstern

Der künftige Hauptstadtflughafen BER könnte mit neun Jahren Verspätung an den Start gehen. Wie die Boulevardzeitung »B.Z.« am Mittwoch unter Berufung auf Informationen aus Gesellschafter- und Flughafenkreisen berichtete, streben die Verantwortlichen nun eine Eröffnung im September oder Oktober 2020 an.

Die Flughafengesellschaft FBB wollte sich am Mittwoch zu diesen Mutmaßungen nicht äußern. Geschäftsführer Engelbert Lütke Daldrup will dem Aufsichtsrat, wie angekündigt, an diesem Freitag einen konkreten Eröffnungstermin vorschlagen. Am Dienstag hatte er den Regierenden Bürgermeister Michael Müller und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) bei einem Treffen informiert.

Ursprünglich hatten 2011 die ersten Passagiere im neuen Terminal in Schönefeld (Dahme-Spreewald) abgefertigt werden sollen. Seither sind alle Eröffnungstermine wegen Technikproblemen, Baumängeln und Planungsfehlern abgesagt worden. Der Neubau wird seit Jahren saniert, die Kosten sind explodiert.

Der Landrat von Dahme-Spreewald, Stephan Loge (SPD), erklärte am Mittwoch: »Ich fürchte, der Flughafen Schönefeld-Alt wird noch sehr, sehr lange bleiben.«

Der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Bretschneider wollte sich am Mittwoch nicht zum Eröffnungstermin äußern. Lütke Daldrup hatte angekündigt, die Arbeiten im Terminalgebäude bis Ende August 2018 abzuschließen. Dieser Zeitplan ist kaum noch zu halten. Zuletzt war im November bekannt geworden, dass der TÜV Rheinland in einem Prüfbericht schwerwiegende Mängel im Terminal moniert hatte, die erneut die Abnahmefähigkeit der Brandschutztechnik in Frage stellen. Nach der baulichen Fertigstellung folgen Tests, Abnahmen und ein Probebetrieb, wofür bislang rund ein Jahr eingeplant worden war. Da Lütke Daldrup angedeutet hatte, dass sein neuer Zeitplan Risikopuffer enthalten werde, könnte die Eröffnung 2020 erfolgen.

Der Flughafenchef nahm am Mittwochnachmittag im Abgeordnetenhaus Stellung, außerdem berichteten im Beteiligungsausschuss Baufirmen über den Stand der Dinge. Lütke Daldrup will von einer stunden- und tageweisen Abrechnung hin zu Pauschalvergütungen für die Firmen kommen, um den Druck zu erhöhen, pünktlich fertig zu werden.

Aktuell, so der Flughafenchef, liegen die Bauarbeiten dennoch einen zusätzlichen Monat hinter dem ohnehin verzögerten Zeitplan. Flughafenchef Lütke Daldrup betonte erneut vor den Abgeordneten: »Wir haben keinen Plan B, wir konzentrieren alle Kräfte auf die bauliche Fertigstellung des BER.« Mit dpa